23. Juni 20254 Minutes

Staatsanleihen: große Unterschiede zwischen nominalen und realen Renditen

Rund zwei Prozent: Auf den ersten Blick fallen die Renditen einjähriger Staatsanleihen weltweit sehr ähnlich aus. Nach Abzug der Inflation werden allerdings große Unterschiede sichtbar – und damit auch die Herausforderungen für Investoren und Notenbanken.

Pascal Kielkopf, Kapitalmarktanalyst bei HQ Trust, stellt die einjährigen Staatsanleiherenditen und die Inflationsraten ausgewählter Länder gegenüber und berechnet daraus die realen Renditen. Die Analyse, die insgesamt 33 Staaten aus Industrie- und Schwellenländern umfasst, zeigt: Ähnliche Nominalzinsen bedeuten nicht automatisch gleiche Ertragschancen. Entscheidend ist die Differenz zur lokalen Teuerungsrate. Betrachtet wird der Stand per Anfang Juni 2025.

Nur nominal gleich: Warum Inflationsunterschiede auch innerhalb der Eurozone entscheidend sind

  • „In den meisten entwickelten Ländern – insbesondere innerhalb der Eurozone – liegen die einjährigen Nominalrenditen aktuell bei rund 2 %.“
  • „Diese Homogenität täuscht allerdings: Die realen Renditen unterscheiden sich teils erheblich, weil die Inflationsraten deutlich variieren.“

Dazu ein Beispiel: Finnland und die Niederlande bieten Nominalrenditen von 2,1 %. In Finnland liegt die Inflationsrate bei nur 0,4 %. Die Realrendite beträgt damit +1,7 %. In den Niederlanden liegt die Inflation bei 3,3 % – die Realrendite fällt mit –1,2 % deutlich negativ aus.

  • „Diese Unterschiede zeigen die Herausforderung der EZB: Sie betreibt Geldpolitik mit einem einheitlichen Leitzins für 20 Staaten mit teils stark abweichenden Inflationsraten.“

Schwellenländer und Japan: Gegensätzliche Extreme bei den Realzinsen

  • „In Schwellenländern wie Brasilien, Südafrika, Indonesien oder Mexiko liegen Nominal- und Realrenditen deutlich über dem Niveau entwickelter Märkte.“
  • „Trotz höherer Inflation bleiben dort oft positive Realrenditen erhalten. In Brasilien sind es aktuell 9,5 %.“
  • „Der Grund: Anleger erwarten in Ländern mit strukturell höherer Inflation und Währungsvolatilität eine stärkere Kompensation für ihr Risiko.“
  • „Positive Realzinsen sind in solchen Märkten notwendig, um Vertrauen in Währung und Schuldentragfähigkeit zu erhalten.“
  • „Japan bildet das andere Extrem: Trotz gestiegener Inflation hat die Notenbank die Zinsen kaum angehoben. Die Realrendite liegt bei -3 %, dem niedrigsten Wert im Vergleich.“
  • „Lange galt Japan als Land mit chronisch niedriger Inflation – doch das hat sich zuletzt geändert. Die Bank of Japan steht daher wohl erst am Anfang eines geldpolitischen Anpassungsprozesses.“

Was Anlegerinnen und Anleger beachten sollten: Realrendite ist nicht alles

  • „Hohe Realrenditen bedeuten nicht automatisch attraktive Investments.“
  • „Gerade in Schwellenländern sind damit oft höhere Risiken verbunden – sei es durch Bonität, politische Unsicherheit oder Währungsvolatilität.“
  • „Da Fremdwährungsrisiken die Performance erheblich beeinflussen können, sollte diese bei internationalen Anleiheinvestments stets abgesichert werden.“
  • „Empfehlenswert ist eine breit gestreute globale Anleihestrategie – idealerweise über Fonds oder ETFs, die eine Absicherung der Fremdwährungsrisiken vornehmen.“
  • „So lässt sich das Risiko gezielt diversifizieren, ohne sich von einzelnen Märkten oder Inflationsentwicklungen abhängig zu machen.“

Quelle: LSEG, HQ Trust Research

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