„Die junge Generation wird auf ihre Aufgaben oft nicht gut genug vorbereitet“

Zu den schwierigsten Aufgaben, die eine Unternehmerfamilie bewältigen muss, zählt der Generationsübergang. HQ Trust-Beraterin Anna-Laura Belke-Radziej über den Status Quo in vielen Unternehmen, Tabuthemen – und wie die junge Generation an die Verantwortung herangeführt werden kann.

Frau Belke-Radziej, Sie betreuen bei HQ Trust viele jüngere Kunden … würden Sie gerne mit denen tauschen?

(lacht) Diese Frage unterstellt, dass die jüngere Generation ein leichtes Leben hat, weil sie in aller Regel vermögend auf die Welt gekommen ist. Aber ganz so einfach ist die Situation nicht.

Wie ist die Situation denn?

Ein großes Familienvermögen oder Familienunternehmen ist natürlich auch mit Verantwortung und gewissen Verpflichtungen verbunden. Die Ausgangslage ist oft ähnlich: Die jüngere Generation der Familie sind meist Kinder oder Enkel des Firmengründers. Sie sind vielleicht schon Gesellschafter, bringen sich aber nicht aktiv mit ihrer Meinung in Entscheidungen ein. Dazu soll es irgendwann später kommen und nicht selten führt der Generationsübergang zu Konflikten.

Warum?

Die Nachfolger werden auf ihre Aufgaben oft nicht früh und gut genug vorbereitet. In aller Regel trifft in Familienunternehmen die ältere Generation alle Entscheidungen. Die Kinder werden in diese häufig nicht einbezogen, bei Vermögensfragen handelt es sich zum Teil sogar um ein Tabuthema. Sprich, manche Kinder haben zu wenig Einblick, andere trauen sich gar nicht, Verantwortung zu übernehmen oder fühlen sich überfordert.

Woran liegt das?

Das kann sehr unterschiedliche Hintergründe haben: Zum Teil ist die nachfolgende Generation nicht mit wirtschaftlichen Themen vertraut und es fällt ihr daher schwer, im Gesellschafterkreis offen Fragen zu stellen. Vielleicht möchte sie die Nachfolge auch gar nicht übernehmen, da sie andere Interessen hat.

Welche Lösungen gibt es?

Für eine Familie ist es von großer Wichtigkeit, dass der Generationsübergang gelingt. Dazu müssen sich die Familienmitglieder zusammensetzen und besprechen, wer wann welche Aufgaben übernehmen kann beziehungsweise soll. Dabei geht es nicht nur darum, dass das Vermögen erhalten bleibt. Mindestens genauso wichtig ist es, dass die Familienmitglieder sich auf gemeinsame Werte einigen und an einem Strang ziehen.

Wie gehen Sie bei HQ Trust diese Themen an?

Auf der einen Seite geht es darum, die abgebende Generation beim Loslassen zu unterstützen, was oft nicht einfach ist. Dabei hilft Family Governance. Sie sorgt dafür, dass es gemeinsame Spielregeln, Ziele, Werte und Strukturen gibt. Damit können Konfliktvermeidung und eine gute Zusammenarbeit der Generationen erreicht werden. Das kann auch mit einer Familienverfassung unterstützt werden. Oder mit regelmäßigen Familientreffen, den Familientagen.

Und auf der anderen Seite?

Auf der anderen Seite darum, die junge Generation an ihre Aufgabe als Gesellschafter oder Geschäftsführer heranzuführen. Ihnen Knowhow zu vermitteln – und sie auch auf der emotionalen Ebene zu unterstützen. Manche fühlen sich nicht wohl damit, privilegiert auf die Welt gekommen zu sein. Das kann selbst im Freundeskreis unangenehm sein.

Wie geht man mit solchen Themen um?

Es ist wichtig, eine Basis zu schaffen – etwa durch einen Austausch mit speziellen Experten, wie etwa mit uns. Wir bieten eine jährliche Wochenendveranstaltung für die jüngere Generation an: Zu unterschiedlichen Leitthemen, inklusive Fachvorträgen, Workshops sowie Erfahrungsberichten. Daneben steht aber auch das Networking im Fokus. Der Austausch mit Personen, die in derselben Situation sind.

Was können Leitthemen sein, mit denen Sie sich beschäftigen?

Das Leitthema unserer nächsten Veranstaltung lautet etwa „Generationenmanagement – Rollenfindung in Unternehmen und Familie“. Da kann es um Fragen auf der privaten Ebene gehen, wie: Wer sind wir? Wie wollen wir investieren? Wie wollen wir Entscheidungen treffen? Aber auch darum, wie die nachfolgende Generation optimal in das Unternehmen eingebunden werden kann – was Stimmrechte angeht, das Vermögen und dessen Übergang. Dazu gehört es auch, eine entscheidende Frage zu beantworten: Kann und möchte ich überhaupt eine aktive Rolle übernehmen? Nicht jeder ist dazu geeignet und gewillt, ein Unternehmen zu führen.

Die Veranstaltung dreht sich also um Fragen, die sich mit dem Unternehmen beschäftigen?

Nicht nur, es geht auch darum, was die Gesellschaft von der nachfolgenden Generation erwartet. Wie sie mit dem Vermögensaspekt umgeht und wo sie sich in dieser Gesellschaft sieht.

Apropos Vermögensaspekt: Bieten Sie der jüngeren Generation andere Dienstleistungen an?

Nein, alle Kunden können aus der gleichen Dienstleistungspalette auswählen. Für jüngere Kunden bieten wir zusätzlich den Zugang zu Multiplikatoren und Coaches. Und auf Wunsch auch professionelle Unterstützung bei der Rollenfindung. Wobei es bezüglich der Investitionsmöglichkeiten für vorhandene liquide Mittel schon Unterschiede bei der Nachfrage gibt.

Lassen Sie mich raten: Die jüngere Generation legt mehr Wert auf Nachhaltigkeit?

Richtig. Ihnen geht es verstärkt um ökologische und politische Themen, aber auch um Dinge wie gute Mitarbeiterführung. Die jüngere Generation sieht Finanzthemen oft anders als ihre Eltern – und sie hinterfragt zunehmend auch deren Entscheidungen.

Bitte beachten Sie: Die Vermögensanlage an den Kapitalmärkten ist mit Risiken verbunden und kann im Extremfall zum Verlust des gesamten eingesetzten Kapitals führen. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Indikator für die Wertentwicklung in der Zukunft. Auch Prognosen haben keine verlässliche Aussagekraft für künftige Wertentwicklungen. Die Darstellung ist keine Anlage-, Rechts- und/oder Steuerberatung. Alle Inhalte auf unserer Webseite dienen lediglich der Information. 

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