
Private Equity: Was die Preise auf dem Sekundärmarkt beeinflusst

Bei Private Equity Fonds, insbesondere die fünf Jahre alt oder älter sind, erhalten Investoren immer wieder Angebote von potenziellen Käufern, sogenannte Zweitmarktangebote. Lohnt es sich, diese zu akzeptieren und den Fonds zu verkaufen? Oder wäre ein Durchhalten die bessere Option? Kay Gallus und Benedikt Pfeuffer erklären zwei Einflussfaktoren auf die Preisbildung am Sekundärmarkt.
Zeitraum: Jan 2014 –Juni 2025 | Quelle: Jefferies (2025), HQ Trust Research.
Die beiden Co-Leiter des Bereichs Private Equity bei HQ Trust erläutern zwei wichtige Kennzahlen, welche die Kaufpreisabschläge im Sekundärmarkt beeinflussen. Dazu betrachten sie die Entwicklung von Sekundärmarktpreisen im Zeitverlauf, aufgeteilt nach den Strategien: Buyout, Venture und Growth, sowie exemplarisch für das Jahr 2024 die Sekundärmarktpreise für Buyout-Fonds nach Fondsalter.
Bei Buyout-Strategien geht es um den Erwerb von Mehrheiten an profitablen Unternehmen. Growth ist die Wachstumsfinanzierung von Unternehmen um die Profitabilitätsschwelle; Venture die Finanzierung von unprofitablen Unternehmen in einer frühen Phase der Unternehmensentwicklung. Die Preise werden dabei in Prozent des Nettoinventarwerts (Net Asset Value, NAV) dargestellt.
Zu den wichtigsten Einflussfaktoren zählt das aktuelle Marktumfeld:
- „Wir kommen aus einer Hochphase. Vor allem im Jahr 2021 waren die Discounts sehr eng: Der Sekundärmarktpreis eines Fonds lag sehr nah an seinem NAV.“
- „In den Jahren 2022 und 2023 zeigte sich ein signifikant anderes Bild – insbesondere im Venture-, aber auch im Buyout-Bereich.“
- „Zuletzt engten sich die Abschläge wieder ein, sodass sich der Gesamtmarkt normalisiert hat.“
- „Grundsätzlich ist der Markt damit immer noch überdurchschnittlich attraktiv, aber nicht mehr in einem Maße, welches opportunistische Investments zusätzlich zur strategischen Quote rechtfertigen würde.“
Zweiter wichtiger Einflussfaktor ist das Fondsalter:
- „Mit zunehmendem Alter werden die Abschläge im Schnitt höher. Bei Fondsanteilen, die älter als zehn Jahre alt sind, ist im Schnitt mit einer erheblichen Zunahme der Discounts zu rechnen.“
- „Hintergrund ist die Qualität beziehungsweise das verbleibende Wertschöpfungspotenzial der aktiven Unternehmen in den Fondspositionen, die sich bereits lange im Fonds befinden und sich (meist) weniger gut entwickelt haben als der Markt. Hier hoffen viele der Zielfondsmanager, dass der Faktor Zeit eine Umkehr bringt – oft erfolglos.“
- „Portfolios eines solchen Alters bieten häufig kein bis begrenztes Wertsteigerungspotenzial durch die aktiven Unternehmen – somit wird der Kaufpreisabschlag zum treibenden Renditefaktor für den Käufer – dieser weitet sich infolgedessen aus.“
- „Für den Verkäufer solcher Anteile kann es sinnvoll sein das gebundene Kapital, welches limitiertes Wertschöpfungspotenzial besitzt, freizusetzen, zeitgleich den eigenen administrativen Aufwand zu reduzieren und das freigesetzte Kapital gemäß der aktuellen Strategie neu zu allokieren.“
- „Es gibt also Situationen bei dem ein Verkauf trotz hoher Abschläge unter Umständen sinnvoll sein kann. Hierbei gilt es jede Situation einzeln zu bewerten.“
Was Investoren über Private Equity Fonds wissen sollten:
- „Je älter ein Fonds ist, desto größer ist der durchschnittliche Abschlag auf den NAV beim Verkauf am Sekundärmarkt – hält man alle anderen Variablen stabil.“
- „Dies gilt insbesondere für sogenannte ‚Tail-End‘ Fonds, welche in der Regel Unternehmen enthalten, deren weiteres Wertschöpfungspotenzial und Realisierung unsicher ist.“
- „Kommt eine unterdurchschnittliche Ausschüttungsquote des Fonds hinzu, fällt der Kaufpreisabschlag noch etwas höher aus.“
- „Es hängt demnach entscheidend vom Fonds und dem zugrundeliegenden Portfolio ab, ob der gebotene Kaufpreis am Sekundärmarkt angemessen ist.“
- „Bei jeder Entscheidungsfindung gilt es auch die Investorenpräferenzen zu berücksichtigen. Sekundärmarkttransaktionen können für Investoren als nützliches Werkzeug zum aktiven Portfoliomanagement fungieren.“
