Infrastruktur-Investments: eine solide Basis in bewegten Zeiten

Infrastruktur hat sich in den vergangenen Jahren als eine stabile und krisenresistente Anlageklasse erwiesen. Selbst in einem schwierigen Marktumfeld mit relativ hoher Inflation und wirtschaftlicher Unsicherheit. Aber wird das auch in Zukunft der Fall sein?

Auf die Anlageklasse Infrastruktur konnten sich Investoren im vergangenen Jahr genauso verlassen wie in den meisten Jahren davor: Ihre Resilienz beruht auf der essenziellen Rolle, die Infrastruktur bei der Bereitstellung grundlegender Dienstleistungen spielt, und auf der weitgehend unelastischen Nachfrage in diesem Bereich. Viele Infrastrukturinvestments profitieren zudem von Inflationsindexierungen, mit denen steigende Kosten direkt an Endnutzer weitergegeben werden können. Zusätzlich verleihen monopolistische oder quasi-monopolistische Marktpositionen vielen Projekten eine starke Preissetzungsmacht.

Die historische Entwicklung privater Infrastrukturinvestments unterstreicht die Stabilität dieser Anlageklasse. Seit 2007 gab es nur zwei Phasen mit leichten Bewertungsrückgängen: während der Finanzkrise und der Corona-Pandemie. Selbst in diesen schwierigen Zeiten entwickelten sich die meisten Sektoren stabil. So war zum Beispiel der Bewertungsrückgang während der Corona-Pandemie auf höhere Anpassungen im Sektor Transport zurückzuführen, während die anderen Sektoren weitestgehend stabil blieben. In hochinflationären Perioden zeigte sich zudem eine klare Überperformance der Infrastruktur gegenüber anderen Anlageklassen, da Bewertungsrückgänge durch inflationsgeschützte Ausschüttungen teilweise abgefedert werden konnten.

Aktuelle Auswirkungen auf den Bereich Infrastruktur

Auch aktuell zeigt sich, dass der Infrastruktursektor in einem volatilen wirtschaftlichen Umfeld grundsätzlich stabil bleibt. Allerdings ist der Einfluss der geopolitischen und handelspolitischen Verwerfungen auch hier spürbar: Die neuen US-Zölle und die allgemeine Tendenz in Richtung Deglobalisierung wirken als exogene Schocks, die Folgen für Kosten, Projektplanung und das Nachfrageverhalten haben, insbesondere bei den sogenannten Greenfield- (Neubau-) Investments.

Ein zentrales Thema ist der deutliche Anstieg der Bau- und Materialkosten. Besonders betroffen sind Projekte mit einem hohen Importanteil der Baumaterialien, die sich zum Teil deutlich verteuert haben. In besonders sensiblen Bereichen wie Solar-, Wind- und Speichertechnologien sehen sich Entwickler gezwungen, Projekte neu zu kalkulieren oder zeitlich zu strecken. Etwa 60 % der aktuell verhandelten Stromabnahmeverträge (PPAs) enthalten inzwischen Preisgleitklauseln, um die gestiegene Unsicherheit aufzufangen.

Die digitale Infrastruktur zeigt ein ähnliches Bild: Der Ausbau von Rechenzentren und Glasfasernetzen bleibt gefragt, ist jedoch durch Lieferkettenstörungen und teurere Vorprodukte sowie Hardware (Halbleiterchips) beeinträchtigt. Gleichzeitig wird der Ausbau zunehmend lokalisiert, was mittelfristig den Trend zur regionalen Technologieförderung unterstützt.

In vielen Segmenten muss die Lage differenziert betrachtet werden

Häfen, Flughäfen und weitere Transportinfrastruktur spüren beispielsweise zunehmend die direkten Folgen geopolitischer Spannungen. Rückläufige Handelsströme, Regionalisierung und steigende Warenpreise können zu geringeren Umschlagvolumina und Passagierzahlen führen. Gleichzeitig entsteht allerdings auch hier Investitionsbedarf bei regionalen Logistiklösungen, insbesondere entlang neuer Handelsrouten innerhalb der USA.

Auch im Segment Versorgungsinfrastruktur ist die Lage differenziert. In den US-Versorger sind von den aktuellen Veränderungen kaum betroffen. Internationale Projekte, etwa die zahlreichen Vorhaben zur Gasversorgung zwischen Europa und Nordamerika, rechnen mit höheren Investitionskosten, berücksichtigen diese jedoch vorausschauend in ihrer Planung. Klassische Strom- und Wassernetze profitieren teils von regulierten Cashflows und zeigen sich vergleichsweise stabil.

Die meisten Infrastruktursektoren sollten dennoch unbeeinflusst bleiben, da die Nachfrage überwiegend aus dem Inland stammt, sodass nur wenig importiert wird und die Zölle voraussichtlich keinen direkten Einfluss haben werden.

Die geografische Verteilung von Investitionen verändert sich

Insgesamt zeigt sich der Infrastrukturmarkt resilient, aber zunehmend fragmentiert. Während klassische, lokal verankerte Projekte mit stabilen Einkommensmodellen im Vorteil sind, geraten international vernetzte Vorhaben unter Druck. Die Investitionsschwerpunkte verlagern sich: weg von globalisierten Großprojekten, hin zu regional robuster, strategisch ausgerichteter Infrastruktur mit operativer Flexibilität und klarer Cashflow-Sichtbarkeit.

In den USA bremsen Sparmaßnahmen wie das DOGE-Programm staatliche Infrastrukturprojekte und erhöhen den Bedarf an privatem Kapital. Deutschland setzt auf ein Investitionspaket von über 2 % des BIP für digitale und nachhaltige Infrastruktur, China investiert 1,2 % des BIP in regionale Stabilität über die „Belt and Road Initiative“. In Südostasien wiederum schaffen Nearshoring und Produktionsverlagerungen neue Infrastrukturbedarfe, doch Währungsabwertungen und Importkosten erschweren die Umsetzung – auch hier ist privates Kapital gefragt.

Fazit und Ausblick

Der Infrastruktursektor beweist auch in einem von Unsicherheit geprägten Umfeld eine bemerkenswerte Stabilität. Zwar belasten geopolitische Spannungen, protektionistische Handelspolitik und steigende Baukosten kurzfristig die Projektentwicklung und erschweren die Kalkulation neuer Vorhaben. Doch auch in Zukunft ist mit positiven, wenn auch abgeschwächten Renditen im Infrastruktursektor zu rechnen.

Trotz dieser Herausforderungen eröffnen sich im Zuge der zunehmenden Regionalisierung neue Chancen. Der Umbau globaler Lieferketten, nationale Resilienz-Strategien sowie technologische Trends wie Digitalisierung und Dekarbonisierung führen dazu, dass viele Staaten ihre Investitionen in kritische Infrastrukturen gezielt ausweiten. Besonders in Europa und Asien entstehen dadurch neue Nachfrageimpulse – etwa in den Bereichen Logistik, Energieversorgung, digitale Netze oder regionale Industrieinfrastruktur. Gleichzeitig verlagert sich der Fokus institutioneller Investoren stärker auf strategisch relevante Assets mit stabilen, inflationsgesicherten Cashflows.

Sollte sich das geopolitische Umfeld weiter eintrüben, ist im Infrastrukturbereich dennoch nur mit begrenzten Auswirkungen zu rechnen. Aufgrund der weitgehenden Unabhängigkeit von konjunkturellen Schwankungen könnte sich die Widerstandsfähigkeit des Sektors erneut bestätigen. Selbst bei anhaltender Unsicherheit dürfte das langfristige Investitionsumfeld stabil bleiben.

Langfristig gilt Infrastruktur allerdings nicht nur als defensives Anlageinstrument, sondern auch als Treiber wirtschaftlicher Transformation. Lokale Chancen, Resilienz und politischer Rückenwind stärken die Wettbewerbsfähigkeit und schaffen die Basis für nachhaltige Wertschöpfung. Der Sektor steht vor einer Phase gezielter, qualitativ fokussierter Expansion.

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