
„Vieles spricht für eine langfristig positive Entwicklung des Private Equity Marktes“
Die Folgen der US-Zollpolitik sorgen für erhebliche Unsicherheit an den Kapitalmärkten. Sind die Auswirkungen auch im Private Equity Markt zu spüren? Die beiden Co-Leiter des Bereichs, Benedikt Pfeuffer und Kay Gallus, erklären, welche Rückschlüsse sich aus Gesprächen mit Managern ableiten lassen und was die Branche aus der ersten Amtszeit Trumps gelernt hat.
Wie die Aktienmärkte auf die US-Zollpolitik reagiert haben, dürften die meisten Investoren wissen. Wie waren denn die Auswirkungen auf den Private Equity Markt?
„Während die Aktienmärkte unmittelbar und heftig auf die Ankündigungen neuer Zölle sowie die nachfolgende Aussetzung der Zölle reagiert haben, zeigt sich der Private Equity Markt bislang noch weitgehend unbeeinflusst. Dies ist allerdings primär auf die zeitversetzte Bewertung der Private Equity Portfolios zurückzuführen.“
Das heißt, Sie sehen die Auswirkungen noch gar nicht?
„Das ist richtig. Auch wenn die Berichte des ersten Quartals – einschließlich der Bewertungen der Portfoliounternehmen sowie Renditeerwartungen – derzeit bereitgestellt werden, ist nicht davon auszugehen, dass sie die aktuellen Entwicklungen akkurat widerspiegeln. Da sowohl die Ankündigung der Zölle als auch deren Aussetzung nach Quartalsschluss erfolgte, wird vermutlich erst mit den Berichten des zweiten Quartals eine präzise Einschätzung der Auswirkungen möglich sein.“
Dann tappen Sie derzeit vollkommen im Dunklen?
„Ganz und gar nicht. Trotz dieser Verzögerung lässt sich aus Gesprächen mit Managern sowie aus Marktmodellen eine vorläufige Einschätzung ableiten. Unmittelbar scheinen viele Private Equity Portfolios nicht besonders stark durch die US-Zollpolitik beeinflusst zu sein. Dies ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass von Private Equity bevorzugte Branchen und Geschäftsmodelle weniger durch die verhängten Zölle betroffen sind. Dazu gehören etwa der Dienstleistungssektor inklusive IT-Dienstleistungen sowie der Gesundheitssektor.“
„Dienstleistungen werden vor Ort erbracht und sind nicht von Importzöllen betroffen. Auch Pharmaprodukte sind von den Zöllen ausgenommen. Wichtiger für die Private Equity Branche ist aber, dass die Trump-Administration keine Abstriche bei den Leistungen der Krankenversicherungen – also Medicare und Medicaid – vornehmen wird.“
Aber es gibt ja sicherlich auch Branchen, die stärker betroffen sind …
„Natürlich. Aber auch Fonds mit Investitionen in stärker vom Handelskonflikt betroffene Sektoren wie dem Konsumgütersektor berichten über nur geringe unmittelbare Auswirkungen, da nur wenige Unternehmen stark von Importen aus einzelnen Ländern in Asien, insbesondere China, abhängig sind.“
„Die Private Equity Branche ist schon seit der ersten Amtszeit von Trump und seit den Lieferkettenproblemen während Covid vorsichtiger mit stark von internationalem Handel abhängigen Geschäftsmodellen geworden, beziehungsweise sie legt ein größeres Augenmerk auf damit verbundene Risiken.“
„Zudem investiert Private Equity überwiegend in weniger konjunktursensitive Unternehmen mit Marktführerschaft und stabilen Cashflows, die in schwierigeren Zeiten ihre Marktposition eher ausbauen können.“
Neben den unmittelbaren Effekten stehen für viele Marktteilnehmer die möglichen Folgen eines globalen Handelskonflikts und einer damit verbundenen Abschwächung der Konjunktur im Vordergrund…
„Das ist richtig. Wenn sich die gesamtwirtschaftliche Lage weiter verschlechtert oder während der Aussetzung der Zölle keine tragfähigen Lösungen gefunden werden, dürften auch die Portfoliounternehmen der Private Equity Gesellschaften nicht unbeeinflusst bleiben. Dies wird sich dann mittelfristig auch in den Bewertungen der Portfoliounternehmen sowie den Renditeerwartungen widerspiegeln.“
„Ein Beispiel für diese Unsicherheit ist die aktuelle Abschwächung des M&A-Marktes, der vermutlich erst wieder an Dynamik gewinnt, wenn entsprechende Rahmenbedingen feststehen. Zudem ist damit zu rechnen, dass die angespannte Situation in Teilen des Kreditmarktes den Private Equity Markt insbesondere hinsichtlich der Transaktionsaktivität zusätzlich belasten wird.“
Wie reagieren Investoren auf diese Veränderung?
„Große Investoren, wie etwa Pensionsfonds, haben aufgrund von geringeren Ausschüttungen aus den Portfolios sowie den bereits hohen Private Equity Quoten im Gesamtvermögen angekündigt, ihre Neuinvestitionen teilweise sogar stark zu reduzieren und planen den Sekundärmarkt aktiver zu nutzen.“
Die aktuelle US-Zollpolitik wird also vermutlich auch weiterhin für fragile Märkte sorgen?
„Alternative Anlageklassen wie Private Equity weisen in einem solchen Umfeld eine vergleichsweise hohe Stabilität auf und dürften unmittelbaren Markteffekten gegenüber relativ resilient sein. Im Fall einer globalen konjunkturellen Abschwächung wird jedoch auch der Private Equity Markt nicht unbeeinflusst bleiben.“
Was erwarten Sie: Wie geht es in Ihrem Bereich konkret weiter?
„Die aktuelle Phase bleibt herausfordernd. Dennoch scheint es wahrscheinlich, dass die aktuelle Unsicherheit an den US-Märkten mittel- bis langfristig durch die systematische Stärke des US-Marktes reduziert wird.“
„Attraktive Rahmenbedingungen wie niedrige Steuern, weniger Regulierung, günstige Industriestrompreise sowie die ausgeprägte Innovationskraft der US-Ökonomie haben in der Vergangenheit und werden auch in Zukunft eine positive Auswirkung auf den Private Equity Markt haben.“
Was bedeutet das für Investoren?
„Aus heutiger Sicht sollte die Korrektur am Private Equity Markt im Vergleich zum Aktienmarkt deutlich geringer ausfallen. Für die weitere Entwicklung im Laufe des Jahres werden die Ergebnisse der Zollverhandlungen und deren Auswirkungen auf die Konjunktur entscheidend sein. Hierüber lässt sich im Moment nur spekulieren.“
„Trotz des Rückgangs spricht aber viel für eine langfristig positive Entwicklung und eine vergleichsweise hohe Stabilität des Private Equity Marktes.“