HQ Trust Research | 8 Fragen zu Kryptowährungen (PDF)


Viele Anleger, die bislang nur in „traditionellen“ Anlageklassen investiert sind, haben rund um Kryptowährungen viele Fragen. Wie kann man grundsätzlich in diesen Bereich investieren? Wie hoch ist das Risiko eines Investments? Und wie hätte sich die Investition in Bitcoin & Co. auf das eigene Portfolio ausgewirkt? Pascal Kielkopf beantwortet die wichtigsten Fragen.

Welche Renditen waren in der Vergangenheit möglich?

Geprägt durch eine extrem hohe Volatilität waren in der Vergangenheit enorme Gewinne, zeitweise aber auch riesige Verluste möglich. Wie in Abbildung 1 links zu sehen ist, konnte man bei den „traditionellen“ Anlageklassen in den letzten Jahren mit einem ETF auf den technologielastigen Nasdaq 100 Index deutlich höhere Renditen erzielen, womit jedoch auch ein höheres Schwankungsrisiko einherging.

Nimmt man zusätzlich die zwei größten Kryptowährungen Bitcoin und Ethereum in das Diagramm rechts mit auf, verschwinden die traditionellen Assetklassen in der linken unteren Ecke. Das zeigt: Die Preisentwicklungen der Kryptowährungen bewegten sich in einer ganz anderen Dimension – genau wie das Risiko.

Rendite-Risiko-Diagramm verschiedener Assetklassen

Quelle: Refinitiv, eigene Berechnungen. Zeitraum: 10.08.2015 - 15.08.2022.

Wie hoch ist das Risiko von Investments in Aktien und Kryptowährungen?

Um das Risiko besser greifen zu können, lohnt ein Blick auf den in Abbildung 2 dargestellten sogenannten rollierenden Drawdown der verschiedenen Assetklassen. Dieser misst den prozentualen Abstand vom jeweiligen letzten Allzeithoch.

Der Blick auf die vergangenen sieben Jahre zeigt: Während ein 30-prozentiger Einbruch des Aktienmarktes zur Seltenheit gehörte, war dies bei den Kryptowährungen schon fast der „Normalfall“. Es kam in der relativ kurzen Zeit ihres Bestehens bereits mehrfach zu 50-prozentigen Einbrüchen. In der Spitze verloren Kryptowährungen über 90 % ihres Wertes.

Rollierender Drawdown vom letzten Allzeithoch verschiedener Assetklassen

Quelle: Refinitiv, eigene Berechnungen. Zeitraum: 10.08.2015 - 15.08.2022.

Wie wirken sich Kryptowährungen auf Renditen und Risiken eines konkreten Portfolios aus?

Kryptowährungen sind nichts für Anleger mit schwachen Nerven. Wer sie dennoch in sein Portfolio mit aufnahm, konnte, wie Tabelle 1 zeigt, seine Rendite deutlich aufbessern. Zumindest galt das bei einem Investment im Jahr 2015. Damit einhergehend stieg jedoch auch entsprechend das Schwankungsrisiko des Portfolios.

Besonders achten sollten Anleger hierbei auf den Anteil der Schwankungen, die durch die Kryptowährungen verursacht wurden, auch Risikobeitrag genannt. Während sich dieser bei 1 bis 2 % Anteil der Kryptowährungen noch in Grenzen hält, macht er bei nur 5 % Gewicht bereits über ein Drittel der Schwankungen aus. Bei noch höheren Anteilen dominieren die Kryptowährungen sehr schnell das Schwankungsrisiko des Gesamtportfolios.

Wurde das zusätzliche Risiko in der Vergangenheit durch einen entsprechenden Mehrertrag ausgeglichen?

Das hängt ganz vom betrachteten Zeitraum ab. Hätte der Anleger wie in Tabelle 1 bereits seit 2015 bis heute in Kryptowährungen investiert, wäre das zusätzliche Risiko durch einen entsprechenden Mehrertrag ausgeglichen worden: Die jährliche Volatilität stieg in diesem Fall bei einer 10-prozentigen Hinzunahme von Kryptowährungen auf „aktientypische“ 15 % an. Die Rendite hätte allerdings bei hohen 23,8 % p. a. gelegen.

Für einen Investor, der in den vergangenen 18 Monaten Kryptowährungen zu deutlich höheren Kursen als heute seinem Portfolio beigemischt hätte, hätte jeder Prozentpunkt Kryptos dagegen eine – zum Teil signifikante – Verschlechterung der Rendite bedeutet.

Annualisierte Rendite & Volatilität, sowie Risikobeitrag der Kryptowährungen

Hinweis: Annualisierte Rendite & Volatilität, sowie Risikobeitrag der Kryptowährungen verschiedener Portfolios 60 % ACWI / 30 % Barclays Multiverse / 10 % Gold + variabler Kryptoanteil (50:50 Bitcoin und Ethereum; monatlich rebalanciert). Quelle: Refinitiv, eigene Berechnungen. Zeitraum: 31.08.2015 - 31.07.2022.

Wie genau sollten Anleger ihr Portfolio im Auge haben?

Durch die starken Bewegungen spielt das regelmäßige Rebalancing des Portfolios, das Kryptowährungen enthält, eine noch wichtigere Rolle. Wie oben gezeigt, kann sich der Wert von Bitcoin & Co. in kurzer Zeit verdoppeln oder halbieren, sodass dann auch das entsprechende Portfoliogewicht recht schnell von der Festlegung abweicht. Bereits eine 1-Prozentpunkt höhere Gewichtung erhöht das Risiko überproportional – genauso wie man von einer Erholung der Preise nur in vollem Umfang profitiert, wenn man zuvor bei einem Abverkauf wieder aufstockt.

Kann man über Fonds in den Kryptomarkt investieren?

Im Gegensatz zu den traditionellen Assetklassen gibt es in der Kryptowelt auf dem deutschen Markt bislang aber noch keine effizienten Fondskonzepte. Bei den bestehenden Angeboten werden die Kryptowährungen nicht als Sondervermögen hinterlegt, sondern es handelt sich um Inhaberschuldverschreibungen. Somit würden Anleger zusätzlich noch ein Emittentenrisiko eingehen und auch nicht von den steuerlichen Vorteilen profitieren können. Hinzu kommt, dass die meisten Depotbanken den Handel und die Verwahrung von Kryptowährungen bislang noch gar nicht anbieten.

Bei den am Markt angebotenen Blockchain- / Fintech-ETFs handelt es sich im Wesentlichen um Aktien-ETFs. Davon hat der ein oder andere zwar auch Kryptowährungen im Portfolio, die Aktienanteil überwiegt in der Regel aber deutlich und für die enthaltenen Kryptos ergeben sich ebenfalls die oben beschriebenen Problematiken.

Wie können Anleger in Kryptowährungen investieren?

Der Handel findet über eigene Kryptobörsen statt und für die Verwahrung wird ein sogenanntes „Wallet“, eine Geldbörse, benötigt. Die meisten Kryptobörsenbetreiber ermöglichen ihren Kunden zwar den Handel und die Verwahrung, dabei gibt es jedoch erhebliche Unterschiede was die Konditionen und Sicherheit angeht.

Wie der aktuelle Fall des Fintechs Nuri zeigt, das Kunden an die US-Kryptobank Celsius Network vermittelte, können zum bereits erheblichen Kursrisiko noch weitere Risiken hinzukommen: Celsius musste einen Insolvenzantrag in den USA stellen. Die Bitcoin-Konten bei Nuri sind seither eingefroren. Der Standort des Firmensitzes, die Art der Verwahrung, bisherige Erfahrung im Wertpapierhandel sowie entsprechende Sicherheitsgarantien / Versicherungen sind daher wichtige Kenngrößen bei der Wahl des Anbieters.

Alternativ ist auch das Speichern der Private und Public Keys – Zeichenfolgen, die den Besitz der Kryptowährungen belegen – auf einem sogenannten „Cold Wallet“, wie etwa einem USB-Stick, möglich. Dies bringt jedoch die Risiken der sicheren Lagerung (wie beim physischen Goldkauf) mit sich und erschwert den direkten Zugriff, da die Coins vor einem Verkauf zunächst wieder auf ein „Hot Wallet“ mit direktem Börsenzugang übertragen werden müssen.

Was sollten Anleger beim Kauf von Kryptowährungen beachten?

Kryptowährungen bergen zwar enorme Chancen, aber auch extrem hohe Risiken und sind relativ kompliziert und zeitintensiv in der Abwicklung. Aus unserer Sicht kommen sie daher, wenn überhaupt, nur für sehr aktiv handelnde Anleger mit hoher Risikobereitschaft in Frage, die im Zweifel auch einen Totalverlust der Kryptoanlage verkraften könnten.

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Bitte beachten Sie:
Die Vermögensanlage an den Kapitalmärkten ist mit Risiken verbunden und kann im Extremfall zum Verlust des gesamten eingesetzten Kapitals führen. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Indikator für die Wertentwicklung in der Zukunft. Auch Prognosen haben keine verlässliche Aussagekraft für künftige Wertentwicklungen. Die Darstellung ist keine Anlage-, Rechts- und/oder Steuerberatung. Alle Inhalte auf unserer Webseite dienen lediglich der Information.

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Pascal Kielkopf
Kapitalmarktanalyst
HQ Trust
Pascal Kielkopf ist seit 2021 bei HQ Trust im Portfoliomanagement tätig und dort als Kapitalmarktanalyst für die taktische Portfoliosteuerung und die hausinterne Analyse liquider Anlageprodukte verantwortlich. Der Betriebswirt hat sein Masterstudium an der Goethe-Universität in Frankfurt abgeschlossen und verfügt über mehrjährige Erfahrung in der quantitativen Datenanalyse.
Inhaltsverzeichnis
  1. Welche Renditen waren in der Vergangenheit möglich?
  2. Wie hoch ist das Risiko von Investments in Aktien und Kryptowährungen?
  3. Wie wirken sich Kryptowährungen auf Renditen und Risiken eines konkreten Portfolios aus?
  4. Wurde das zusätzliche Risiko in der Vergangenheit durch einen entsprechenden Mehrertrag ausgeglichen?
  5. Wie genau sollten Anleger ihr Portfolio im Auge haben?
  6. Kann man über Fonds in den Kryptomarkt investieren?
  7. Wie können Anleger in Kryptowährungen investieren?
  8. Was sollten Anleger beim Kauf von Kryptowährungen beachten?