
DAX-Analyse: Je besser das Jahr, desto besser der Schlussspurt

Schwaches Wachstum, steigende Inflation, hohe Zölle, geopolitische Krisen. Gründe, warum es der deutsche Aktienmarkt im vierten Quartal schwer haben könnte, sind aktuell leicht zu finden. Allerdings gibt es auch Gründe, die hoffnungsvoll stimmen. Pascal Kielkopf erklärt, warum die Saisonalität für den DAX spricht.
*Vor 1988 Index der Börsen-Zeitung | Quelle: LSEG, HQ Trust Research.
Da ein Blick in den Rückspiegel dabei helfen kann, die aktuelle Situation besser einzuordnen, untersuchte der Kapitalmarktanalyst von HQ Trust, wie sich der DAX in den vergangenen 60 Jahren im letzten Quartal entwickelte. Diese Renditen setzte Pascal Kielkopf in Relation zur Entwicklung des DAX im jeweiligen Jahr,. Dazu teilte der Analyst die DAX-Performance in fünf etwa gleichgroße Gruppen, sogenannte Quintile, ein.
Im schwächsten Quintil verlor der DAX in den Monaten von Januar bis Ende September mehr als 6 %. Das kam seit 1965 immerhin elfmal vor. Im besten Quintil legte der deutsche Leitindex um mehr als 18 % zu. Auch das war elfmal der Fall. Die Untersuchung bezieht sich auf den Zeitraum von 1965 bis Ende 2024. Da es den DAX noch gar nicht so lange gibt, verwendete Pascal Kielkopf für die Jahre vor 1988 den Index der Börsen-Zeitung.
- „Im Schnitt gewann der deutsche Leitindex im vierten Quartal 4 % hinzu.“
- „In der Tendenz gilt dabei die Aussage, dass sich der DAX im vierten Quartal umso besser entwickelte, je besser er in den neun Monaten zuvor abschnitt.“
- „Das gilt insbesondere für das fünfte Quintil: Konnte der Dax, wie in diesem Jahr, bis Ende September um mehr als 18 % zulegen, stieg er bis zum Jahresende in sämtlichen Fällen um durchschnittlich 9,6 % noch weiter an.“
- „Großer Ausreißer ist das dritte Quintil. Legte der Index von Januar und September zwischen 3 und 6 % zu, kam es im Mittel nur noch zu einem Minizuwachs von 0,1 %.“
- „Diese Zahl wird allerdings maßgeblich durch das Jahr 1966 beeinflusst, als der deutsche Aktienmarkt im 4. Quartal um mehr als 30 % einbrach – ausgelöst durch politische Unsicherheiten und die erste Rezession der Nachkriegszeit.“
Ob Investoren derzeit eher optimistisch oder pessimistisch auf den DAX blicken sollten, erklärt HQ Trust-CIO Christian Subbe:
- „Der DAX konnte insbesondere im ersten Halbjahr deutlich zulegen – getragen von der Hoffnung auf die Investitionspläne der neuen Regierung.“
- „Im dritten Quartal stagnierte der Markt auf hohem Niveau, da Zweifel aufkamen, ob die angekündigten Maßnahmen wie Entbürokratisierung, steuerliche Erleichterungen und Reformen tatsächlich umgesetzt werden und in der Wirtschaft ankommen.“
- „Im vierten Quartal wird sich zeigen, ob der sogenannte ‚Herbst der Reformen‘ die nötigen Impulse bringt: Bürokratieabbau, sinkende Stromkosten und ein attraktiverer Investitionsstandort wären entscheidend.“
- „Gelingt dies, sehen wir weiteres Aufholpotenzial – insbesondere auch bei Titeln der zweiten und dritten Reihe: im MDAX und SDAX.“
- „Bleiben diese Impulse aus und kommen womöglich geopolitische Belastungen wie eine Eskalation des Russland-Konflikts oder neue Zolldrohungen hinzu, könnte der Markt wieder unter Druck geraten.“
- „Auch wenn wir grundsätzlich optimistisch in die Zukunft blicken: Wir erwarten derzeit nicht, dass der DAX – wie in der Vergangenheit – bis zum Jahresende nochmals rund 10 % zulegen kann.“
