In Deutschland ist der Streit ist in vollem Gange: Ist es in der aktuellen Situation sinnvoll, an der schwarzen Null festzuhalten? Oder sollte der Staat in den kommenden Jahren besser mehr ausgeben als einnehmen? Eine Analyse von Marcel Müller, Leiter Portfoliomanagement bei HQ Trust, zeigt, wie schwer es Ländern fällt, einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen.
Die Erzielung von Haushaltsüberschüssen ist den meisten Ländern in den vergangenen 40 Jahren nur sehr selten gelungen.
Marcel Müller hat für insgesamt 40 Staaten weltweit nachgerechnet, wie hoch der Anteil der Quartale mit positiver Haushaltsbilanz in den vergangenen 40 Jahren war. Seine Erkenntnisse:
- „Die Erzielung von Haushaltsüberschüssen ist den meisten Ländern in den vergangenen 40 Jahren nur sehr selten gelungen.“
- „Bei den Industrienationen gelang dies Norwegen mit großem Abstand am besten: Das Land nahm in 147 von 160 Quartalen (92 Prozent) mehr ein als es ausgab. Dahinter liegen die Schweiz, Finnland und Singapur mit knapp 100 Quartalen (60 Prozent).“
- „Deutschland gelang das Kunststück der positiven Haushaltsbilanz lediglich in 35 von 160 Fällen, Österreich dreimal. Frankreich und Italien hatten in den vergangenen 40 Jahren kein einziges Quartal mit ausgeglichenem Haushalt.“
- „Bei den Entwicklungsländern stehen Brasilien, Polen und Indien ganz oben auf der Liste der Schuldenmacher. In Korea und Russland gab es die meisten Haushaltsüberschüsse.“
- „Auf dem gleichen Niveau wie Deutschland rangieren Länder wie Malaysia und die Philippinen.“
Mit Blick auf die aktuelle Situation sagt Marcel Müller:
- „Was viele Schuldengegner vergessen: Wenn man von Konsumkrediten absieht, sind Schulden nichts Schlechtes. Es kommt darauf an, wofür das Geld verwendet wird.“
- „Staaten sollten stärker agieren wie erfolgreiche Unternehmen und das Geld im Rahmen von Investitionen sinnvoll einsetzen – etwa in Bereiche wie Bildung oder Infrastruktur.“
- „Leider zeigt die Vergangenheit, dass die Staaten oft Schulden für falsche Projekte verwendet haben, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.“
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Quellen: Thomson Reuters Datastream, eigene Berechnungen.