„Aktien haben für Langfristanleger ein geringes Risiko als Anleihen“
Auf der 8. HQ Trust Investment-Veranstaltung warf CIO Reinhard Panse einen langfristigen Blick auf die Chancen und Risiken der globalen Kapitalmärkte: Bei Renten dürfte weiterhin nichts zu holen sein. Er favorisiert Aktien und illiquide Anlageformen.
Wie beeindruckend die Zinsschwankungen in den vergangenen Jahren waren, demonstrierte Reinhard Panse mit einem Blick auf 5000 Jahre Zinsgeschichte – von Mesopotamien bis heute. „Weltweit erreichten die kurzfristigen Zinsen der jeweils größten Länder um 1980 einen beispiellosen Höhepunkt, den höchsten seit 2500 Jahre“, sagt Panse. „Ebenso außergewöhnlich war der Zinsrückgang danach bis 2016.“
Um 1980 erreichte der „risikolose“ kurzfristige Zins einen historischen Höhepunkt seit 2500 Jahren, nach der Finanzkrise 2008 einen Tiefpunkt
Wer nun glaubt, Anleiheanleger hätten während dieses Zinsrückgangs Aktienkäufer hinter sich gelassen, irrt: Seit 1980 kamen Renten zwar auf ein jährliches Plus von 5,5 Prozent, Aktien lagen aber bei 6,7 Prozent p.a. „Bei genauerer Analyse sieht man zudem, dass das tatsächliche Risiko von Aktien für Langfristanleger weitaus geringer als das Risiko von Renten ist“, erklärt Panse. „Sie hätten nur in einem einzigen 30-Jahres-Zeitraum seit 1930 weniger als mit Renten verdient – und da waren es gerade einmal 0,1 Prozentpunkte pro Jahr weniger.“
Bei der schwächeren Performance festverzinslicher Papiere dürfte es vorerst auch bleiben: Trotz sehr hoher Staats- und Privatschulden sowie ungewöhnlich schwacher Demografie und niedrigem Produktivitätswachstum dürften viele Politiker die Staatsschulden weiter steigern.
„US-Präsident Trump hat die Verschuldung bereits erhöht; andere Länder werden folgen.“ Folge: Die Zinsen bleiben unten, die Renditen nicht existent.
„Unsere Performance-Erwartung für deutsche Renten in den kommenden zehn Jahren liegt selbst im besten Fall bei minus zwei Prozent realer Performance pro Jahr, da die Probleme der Eurozone nicht beseitigt sind“, sagt Panse.
Gefahren sieht der Anlagespezialist durch die Politik populistischer Politiker. Beispiel USA: Dort sind die Unternehmensgewinne bezogen auf das Volkseinkommen sehr hoch, auch wegen gesenkter Steuern. „Populisten werden aus dem niedrigen Anteil der Löhne Kapital schlagen und ihren Wählern als Lösung für alle Abstiegsängste präsentieren, den Anteil der Firmengewinne am Volkseinkommen zu senken und den Anteil der Löhne zu steigern – etwa mit einem Grundeinkommen oder einer Respekt-Rente“, betont Panse. Als Folge dieser Politik – sowie der Isolation und Einschränkung von Handel, Arbeitsmarkt und Kapitalverkehr in diesen Staaten – erwartet er langfristig steigende Staatsschulden und Inflation.
Für die Aktienmärkte bleibt der CIO von HQ Trust optimistisch. Dank der Globalisierung kann der Rückgang der Wachstumsraten der OECD-Länder durch die stark wachsenden Schwellenländer aufgefangen werden. Chancen sieht Panse neben dem europäischen Aktienmarkt vor allem in Japan. „Die Bewertung der Firmen, die im weltweiten Vergleich extrem wenig Schulden und viel Cash besitzen und technologisch anspruchsvolle Güter herstellen, ist im historischen, aber auch internationalen Vergleich sehr günstig.“
Für spannend hält Panse zudem die illiquiden Anlageformen, die er überwiegend für attraktiver hält als die übrigen Investments. „Hedgefonds schützen das Portfolio in schwierigen Marktphasen. Private Equity hat sich mit weniger Risiko langfristig besser entwickelt als der Aktienmarkt.“
Quelle: Thomson Financial Datastream, Homer und Sylla (1991), Bank of England, Fed St. Louis; Stand 2018.
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