Nachhaltige Geldanlagen sind gefragt. Das passende Investment zu finden, ist allerdings nicht leicht, denn die Auswahl verfügbarer Produkte ist groß. Vor allem die uneinheitliche Definition, was als nachhaltig gilt, führt dazu, dass die Performance von ESG-Produkten höchst unterschiedlich ausfallen kann, wie die Analyse von Pascal Kielkopf zeigt.

ESG ist nicht ESG: Da es keine einheitliche Definition von Nachhaltigkeit gibt, fällt auch die relative Performance von ESG-Indizes höchst unterschiedlich aus.

Der Kapitalmarktanalyst von HQ Trust vergleicht in seiner Untersuchung die Renditeunterschiede 4 globaler ESG-Indizes zu ihren jeweiligen Mutterindizes. FTSE, MSCI, Solactive und S&P verfolgen mit Letzteren das Ziel den weltweiten Aktienmarkt abzubilden und legen bei ihren ESG-Varianten einen Schwerpunkt auf das Thema Nachhaltigkeit. Durch die Berechnung der Renditedifferenzen lässt sich dabei der „reine“ Effekt des ESG-Fokus herausrechnen. Da die Indizes zum Teil noch relativ neu sind, blickt Pascal Kielkopf auf die vergangenen 9 Quartale.

  • „Herrscht bei Waffenherstellern noch ziemliche Einigkeit, scheiden sich bei der Atomkraft schon die Geister: Jeder hat eine andere Definition davon, welche Unternehmen als nachhaltig gelten.“
  • „Hinzu kommt die unterschiedliche Systematik der Indexanbieter – die 3 Dimensionen Environmental, Social sowie Governance werden höchst unterschiedlich gewichtet.“

Entsprechend fällt auch die relative Performance der untersuchten 4 ESG-Indizes sehr unterschiedlich aus:

  • „Blickt man auf die Korrelationen, zeigt sich, dass es kaum einen Zusammenhang zwischen den relativen Renditen gibt.“
  • „In den vergangenen 9 Quartalen gab es lediglich 3, in denen sich die relativen Renditen aller Indexanbieter in die gleiche Richtung bewegt haben.“
  • „Im Jahr 2022 war das in keinem einzigen Quartal der Fall.“

Pascal Kielkopf fasst zusammen, was Investoren beachten sollten, die ihre Geldanlage nachhaltiger gestalten wollen:

  • „Investoren sollten sich genau mit den Definitionen und Systematiken der ESG-Fondsanbieter beschäftigen und sich überlegen, welche inhaltlichen Schwerpunkte ihnen am meisten zusagen.“
  • „Dabei macht es insbesondere einen Unterschied, ob ‚dreckige‘ Branchen komplett ausgeschlossen werden, ob es einen Best-in-class-Ansatz gibt oder welche Rolle das Thema Impact spielt. Impact bedeutet, dass aus jedem Sektor Unternehmen ausgewählt werden, die die besten relativen Fortschritte in puncto Nachhaltigkeit zeigen.“
  • „Hinzu kommt, dass Investmentlösungen höchst unterschiedlich bei der Strenge der Ausschlusskriterien vorgehen, beispielsweise hinsichtlich des Umsatzanteils in gegen Nachhaltigkeitskriterien verstoßenden Unternehmensbereichen.“
  • „Während es die einfachsten Ansätze beim Ausschluss der Waffenhersteller belassen, wird bei Impact-Strategien bewusst viel Geld in wenige Unternehmen investiert, um über einen hohen Anteil am Eigenkapital Druck auf die Unternehmensleitung ausüben zu können.“

Die Übersicht unserer Chart of the Week-Veröffentlichungen finden Sie hier.

Bitte beachten Sie:
Die Vermögensanlage an den Kapitalmärkten ist mit Risiken verbunden und kann im Extremfall zum Verlust des gesamten eingesetzten Kapitals führen. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Indikator für die Wertentwicklung in der Zukunft. Auch Prognosen haben keine verlässliche Aussagekraft für künftige Wertentwicklungen. Die Darstellung ist keine Anlage-, Rechts- und/oder Steuerberatung. Alle Inhalte auf unserer Webseite dienen lediglich der Information.

*Solactive ISS ESG Global Developed Markets vs. Solactive GBS Developed Markets, FTSE Developed ESG vs. FTSE World, S&P Global ESG vs. S&P Global 1200, MSCI World ESG Leaders vs. MSCI World Indizes. Quelle: Datastream, HQ Trust Research.

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Pascal Kielkopf
Kapitalmarktanalyst
HQ Trust
Pascal Kielkopf ist seit 2021 bei HQ Trust im Portfoliomanagement tätig und dort als Kapitalmarktanalyst für die taktische Portfoliosteuerung und die hausinterne Analyse liquider Anlageprodukte verantwortlich. Der Betriebswirt hat sein Masterstudium an der Goethe-Universität in Frankfurt abgeschlossen und verfügt über mehrjährige Erfahrung in der quantitativen Datenanalyse.