Welche Besonderheiten gibt es bei der Betreuung eines Profisportlers? Worauf legen Sportler bei einem Family Office Wert? Helmut Quast spricht über Unterschiede und Parallelen zum typischen Kunden – und warum die letzten 90 Minuten gar nicht so wichtig sind.

Wie unterscheidet sich die Betreuung eines Profisportlers von der eines traditionellen Unternehmers, Herr Quast?

Wenn ich jetzt „fast gar nicht“ sage, sind Sie dann enttäuscht?

Eher überrascht. Denn Sportler verdienen ihr Vermögen doch in einer relativ kurzen Zeit.

Sie haben Recht. Die Zeitspanne, in der das Geld verdient wird, ist bei Sportlerinnen und Sportlern vergleichsweise kurz. Bei manchen reicht sie von 16 bis 30, also gerade einmal 14 Jahre. Bei anderen geht es länger, aber mehr als 20 Jahre sind es in aller Regel nicht.

Und das bringt dann Herausforderungen mit sich …

Genau. Topsportler verdienen in ihrer aktiven Zeit viel Geld. So werden sie eingeladen, sind auf Reisen und gewöhnen sich an einen häufig sehr luxuriösen Lebensstandard. Die Herausforderung beginnt in dem Moment, in dem die aktive Zeit endet. Dann fließen die hohen Vergütungen der Sportvereine nicht mehr und die Werbeverträge laufen nach und nach aus.

Das Karriereende lässt sich jedoch planen, egal ob es mit 35 oder 65 Jahren kommt.

Das ist richtig, wobei Sie jetzt sicherlich Fußballer im Kopf haben, die in der Nationalmannschaft gespielt haben und irgendwann aktiv ihr Karriereende verkünden. Da gab es zuletzt ja ein paar. Die entscheidende Frage ist: Was mache ich nach meiner Sportkarriere? Die Antwort fällt vielen Sportlern nicht leicht, oft machen sie sich zu spät darüber Gedanken.

Woran liegt das?

Viele konzentrieren sich vollkommen auf den Sport. Natürlich auch zu Recht. Aber das kann ein Problem sein, wenn beispielsweise das Karriereende früher kommt, als es der Sportler erwartet hat. Etwa wegen einer Verletzung. Oder weil ein Vertrag zur Überraschung des Spielers nicht mehr verlängert wird und sich kein neuer Verein findet.

Und dann muss der Sportler den Rest des Lebens mit dem auskommen, was er in seiner aktiven Zeit verdient hat?

Zum Teil schon. Es gibt natürlich auch Sportler, die nach ihrer aktiven Zeit Trainer werden oder sie beraten andere Spieler. Oder sie schaffen es, ihre Werbeverträge über die aktive Zeit hinaus zu verlängern, halten Vorträge oder studieren und wechseln in einen Beruf außerhalb des Sports. Aber vielen gelingt das nicht. Sie haben dann oft eine hohe Cash-Burn-Rate. Denn von einem hohen Ausgabenniveau schnell herunterzukommen, ist nicht einfach.

Ich dachte, die meisten Sportler haben Manager, die genau das verhindern sollen.

Richtig. Und das gelingt zum Teil natürlich auch. In aller Regel kommen die Spielerberater bereits mit Sportlern zusammen, wenn diese noch sehr jung sind. Sie haben eine große Vertrauensposition und beraten sie in vielen Bereichen. Sie kümmern sich also nicht nur um das Sportmanagement, sondern zum Teil eben auch um das Vermögen.

Halten Sie das für sinnvoll?

Schwierige Frage! Natürlich gibt es auch im Sportmanagement viele gute Adressen. Dennoch: HQ Trust beschäftigt rund 100 Leute; wir haben in fast jedem Bereich, den man sich vermögensbezogen vorstellen kann, Kompetenzträger, die bei allen Fragen Rede und Antwort stehen. Wir können Vermögensmanagement – und das über alle Assetklassen hinweg. Dafür vermitteln wir keine Verträge zu Vereinen.

Also: Schuster bleib bei deinen Leisten?

Das haben Sie gesagt. Aber es hilft natürlich, sich auch beim Vermögensmanagement von Profis beraten zu lassen, insbesondere dann, wenn man nicht selbst zehn Leute einstellen möchte. Sie brauchen Experten, die einen kritischen Blick auf Dinge werfen. Auf Verträge etwa oder auf die Zusammensetzung eines Portfolios. Denn es nutzt dem Sportler nichts, wenn er tolle Investments hat, aber von nichts leben kann, weil alles in Direktbeteiligungen steckt und diese keine laufenden Ausschüttungen generieren.

Dann sind die Unterschiede zwischen einem Sportler und einem typischen Kunden eines Family Office also gar nicht so groß?

Natürlich gibt es Unterschiede. Einer ist beispielsweise, dass Sportler zum Teil relativ häufig umziehen und nicht nur in Deutschland, sondern auch international unterwegs sind. Fragen rund um internationales Steuerrecht oder einen vorübergehenden, möglicherweise sogar dauerhaften Wegzug ins Ausland kommen bei anderen Kunden auch vor, aber eben deutlich seltener.

Sportler sind vermutlich in aller Regel jünger …

In aller Regel schon. Der typische Kunde, der zu einem Family Office kommt, hat sein Unternehmen verkauft und ist häufig Ende 50 oder Anfang 60. Oder es sind Kunden, bei denen das Vermögen über lange Zeit – zum Teil über Generationen – aufgebaut worden ist. Und dann findet ein Exit statt, über einen Unternehmensverkauf. Solche Vermögen werden oft eher konservativ gemanagt. Wenn es eine 150-jährige Familiengeschichte gibt, die aus einem kleinen Unternehmen ein mittelgroßes und ein großes gemacht haben, begreifen das die meisten durchaus als Verantwortung. Gerade in den ersten Jahren würden Verluste erheblich schmerzen. Man will ja nicht das Erbe von Generationen von Familienvermögen vernichten.

Das heißt im Gegenzug, dass Sportlerinnen und Sportler auch bei ihren Investments sportlich unterwegs sind?

Die Unterschiede sind groß. Manche Sportler haben schon eine höhere Quote Aktien und Kryptos, Venture Capital oder Direct Investments. Aber das ist dann vor allem eine Frage des Alters und nicht des Berufs: Die jüngere Generation in Unternehmerfamilien setzt auf die gleichen Segmente.

Das heißt, die Risikobereitschaft ist hier einfach höher?

Im Schnitt schon. Es ist aber wichtig, über Erwartungen sprechen. Welches Risiko ist jemand wirklich bereit zu nehmen? „10 Prozent Verluste sind für mich okay“, ist schnell gesagt. Wenn es am Markt dann kracht, und aus abstrakten Prozenten echte Verluste in Euro werden sind viele trotzdem sehr unruhig.

Was erwarten Sportler denn von Ihnen als Berater?

Wenn Sie nun eine Besonderheit erwarten, muss ich Sie schon wieder enttäuschen. Neben der Expertise vor allem eine individuelle Betreuung und Erreichbarkeit – und das nicht nur während der üblichen Bürozeiten und über Chattools. Aber das gilt für alle Kunden.

Jetzt fehlt nur noch, dass Sie sagen, dass Sie kein Fußballfan sind.

Sie werden lachen, das bin ich auch nicht. Aber das erleichtert die Betreuung im Zweifel sogar: Die Sportler kommen ja nicht zu mir, um sich mit mir über die letzten 90 Minuten zu unterhalten, sondern über ihr Vermögen.

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Helmut Quast
Managing Partner | Kundenberater
HQ Trust
Helmut Quast ist seit 2015 für HQ Trust in Düsseldorf tätig. Als Managing Partner ist er für die Betreuung und umfassende Beratung von Unternehmerfamilien mit komplexen Vermögen verantwortlich. Schwerpunkte der Tätigkeit von Helmut Quast sind die strategische Vermögens- und Nachfolgeplanung, die Entwicklung von Vermögensstrategien und das Vermögenscontrolling.