Vor allem die jüngere Generation unter den vermögenden Kunden hat großes Interesse daran, einen Teil ihres Geldes in Start-Ups zu investieren. Beim Interview in Berlin erklärt Andrea Hack, wie ein Family Office Mandanten bei diesen Investments unterstützen kann.
Für ein Interview zum Thema Start-Ups kann es wohl keinen besseren Ort geben als Berlin, oder Frau Hack?
Da haben Sie Recht. Wir haben uns als Family Office bewusst für Berlin als dritten Standort entschieden, da wir häufig Anfragen aus der Region erhalten haben – allerdings nicht nur aus dem Start-Up-Bereich.
Da Sie als Family Officerin Ihre Mandantinnen und Mandanten bei diesen Investments unterstützen: Welches Segment ist denn aktuell besonders spannend?
Wie Sie anhand der Nachfrage sehen, Family Offices! (lacht) Aber Spaß beiseite. Die Auswahl oder Empfehlung von Start-Ups gehört nicht zu unseren Aufgaben. Unsere Mandanten sind in dieser Anlageform meist als Business Angels unterwegs. Wir kommen erst ins Spiel, wenn die Investmententscheidung bereits gefallen ist. Ab diesem Zeitpunkt unterstützen wir unsere Mandantinnen und Mandanten mit einer Reihe von Dienstleistungen.
Dann fangen wir bei dieser Reihe doch am besten vorne an. Was steht denn ganz am Anfang, die Vertragsprüfung?
Genau. Mit einem Start-up-Investment sind viele Formalitäten verbunden. Und da ist die Vertragsprüfung in Abstimmung mit einem Gesellschaftsrechtler ein zentraler Punkt. Hier achten wir auf wichtige Details, die leicht übersehen werden können.
Was könnte ein solches Detail sein?
Ein Beispiel aus der Praxis, das häufig vorkommt: Bei Wettbewerbsverbotsklauseln innerhalb der rechtlichen Dokumente sehen wir oft, dass die Klarstellung fehlt, dass Investoren insbesondere Business Angels von diesem Verbot ausgenommen sind.
Das klingt kompliziert. Haben Sie auch noch ein etwas einfacheres Beispiel, wie Sie Ihre Mandantinnen und Mandanten unterstützen?
(lacht) Jetzt wollte ich Ihnen gerade von den Besonderheiten rund um die jährliche Zinsabgrenzung bei Wandeldarlehen erzählen. Aber natürlich gibt es auch einfachere Beispiele. Wir kümmern uns beispielsweise um die Übermittlung von Informationen und die Abstimmung mit dem Steuerberater, insbesondere auch zur Nachfolgeregelung der Mandanten, da es hier ganz schnell zu Fallstricken kommen kann. Zudem übernehmen wir den Zahlungsverkehr, erstellen detaillierte Reportings für unsere Mandanten – und auf Wunsch übernehmen wir auch Geschäftsführungstätigkeiten.
Sie sind also „Stammgast“ beim Notar?
Hier in Berlin ist der zum Glück um die Ecke. Unsere Mandanten sind oft auf Reisen oder in anderen Terminen und haben dadurch nicht die Zeit wegen der Beglaubigung einer Vollmacht zum Notar zu gehen. Bei solchen Tätigkeiten können wir einspringen und diese Aufgaben übernehmen. Zudem gibt es bei Start-Up-Investments zum Teil eine ganz andere Dynamik -inklusive erwarteter Reaktionszeiten. Es ist nicht unüblich, dass eine Zeichnung innerhalb von ein oder zwei Tagen abgewickelt sein muss, um noch in den Deal zu kommen.
Ich könnte mir vorstellen, dass ein Investment in ein Start-Up viel Spaß macht – vor allem, wenn es gut läuft. Wie gehen Sie damit um, wenn Mandanten zu enthusiastisch werden?
Stimmt, deshalb ist eine weitere Aufgabe, die wir übernehmen, das Vermögenscontrolling. Dazu gehört manchmal auch auf die Bremse zu treten, um eine extreme Abweichung von der zuvor definierten strategischen Asset Allokation zu verhindern und das Gesamtportfolio weiterhin breit diversifiziert zu halten.
Wann treten Sie denn auf die Bremse? Oder anders gefragt: Welche Kriterien sollten Investoren bei der Auswahl von Start-ups besonders beachten?
Die klassischen Prüfkriterien sind natürlich das Gründerteam, das Produkt oder die Technologie, der Markt und das Timing sowie das Geschäftsmodell. Aber bei den sehr frühphasigen sogenannten Pre-Seed-Investments kristallisieren sich bestimmte Probleme oft erst im Laufe der Zeit heraus. Deshalb ist es wichtig, diese Punkte immer wieder neu zu prüfen.
Können Sie Beispiele für solche Probleme nennen?
Es kommt immer wieder vor, dass Gründerinnen und Gründer sich nicht mehr einig sind, beispielsweise, weil sie unterschiedliche Vorstellungen von der Unternehmensentwicklung haben. Oder sie haben zu viele Ideen gleichzeitig und verzetteln sich. Dazu kann auch gehören, dass sie das Produkt immer weiter perfektionieren, bevor sie es auf den Markt bringen, dabei gilt hier oft: done is better than perfect.
Und dann ist irgendwann das Geld weg?
Manchmal leider ja. Mein Rat an Gründer ist daher auch immer, Probleme frühzeitig anzusprechen und transparent zu kommunizieren. Investoren mögen es gar nicht, erst kurz vor der Zahlungsunfähigkeit zu erfahren, wie schlimm es eigentlich wirklich aussieht.
Was schätzen Ihre Mandanten besonders an Ihrer Arbeit?
Ein Mandant sagte einmal: „You are my peace of mind“. (lacht) Etwas ausführlicher klingt das so: Unsere Mandantinnen und Mandanten schätzen es, jemanden an ihrer Seite zu haben, der sich um zeitaufwändige oder komplizierte, aber notwendige Themen kümmert und als zentraler Ansprechpartner fungiert. Und manchmal gehört es dann auch dazu, der „Bad Cop“ zu sein, gerade bei Verhandlungen.
Und Sie sind der „Bad Cop“? Klingt nach einer unschönen Rolle…
Diese Rolle gehört auch dazu. Und die innvolvierten Parteien sind zum Glück meist so professional, um zu wissen, dass es nichts Persönliches ist, sondern wir lediglich im Sinne unserer Mandanten handeln. Im Gegenteil, die einzelnen Stakeholder schätzen es in der Regel, dass sie schnell eine Antwort erhalten und sie mit jemanden diskutieren, der im Thema ist und die Sachverhalte kennt.
Da war mir die Antwort zu kurz. Ich frage nochmal anders: Sie bieten den Mandanten an, sich bei unangenehmen Themen hinter Ihnen zu verstecken?
So würde ich das nicht nennen. Aber natürlich fällt ein „Darum kümmert sich meine Family Officerin" vielen leichter als eine Absage oder eine schwierige Konditionenverhandlung. Und das gehört eben auch zu der Reihe von Dienstleistungen, die wir anbieten – auch wenn Family Officer eher selten aussehen wie die Türsteher eines berühmten Berliner Clubs mit B… (lacht).
Ich sehe schon Frau Hack, an Ihnen kommt man nicht vorbei.
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