Ist eine individuelle Vermögensverwaltung das Richtige für mich? Anhand von sechs Auswahlkriterien finden vermögende Kunden einen Experten, der ihre Ziele am besten umsetzt.

Nach einem großen Vermögenszufluss, etwa wegen eines Unternehmensverkaufs, einer Erbschaft, Schenkung oder einem vergleichbaren Liquiditätsevent stehen zunächst die übergeordneten Fragen der langfristigen Zielsetzung des Vermögens im Vordergrund. Doch nachdem Strategie und persönliche Ziele definiert sind, beginnt die Umsetzung der einzelnen Bausteine.

Ein wichtiger Punkt ist hier die Mandatierung professioneller Manager für das liquide Vermögen. Dazu muss sich der Vermögensinhaber zunächst für die Art der Mandatierung entscheiden. Dies kann auf einen einzelnen Verwalter, die Auswahl individueller Vermögensverwaltungen oder eine reine Fondslösung hinauslaufen – wobei es hier große Unterschiede gibt.

Welche Lösung für den Vermögensinhaber die beste ist, lässt sich nicht pauschal festlegen. Kunden sollten bei ihrer Auswahl verschiedene Kriterien berücksichtigen, da alle Varianten Vor- und Nachteile haben.

Auswahlkriterium 1: Größe des Vermögens

Wie viel Geld ein Kunde mitbringen sollte, um von einem Vermögensverwalter eine individuelle Betreuung zu erhalten, ist vom einzelnen Verwalter abhängig: Einen für die Branche gültigen Mindestbetrag gibt es nicht. Um das Vermögen zwischen den einzelnen Anlageklassen optimal aufteilen zu können, sollte das liquide Vermögen in der Regel drei bis fünf Millionen Euro umfassen. Manche Vermögensverwalter beraten auch Kunden, die 50.000 Euro anlegen möchten. In diesem Fall kann der Kunde aber nur eine standardisierte Betreuung erwarten, die oft über Fonds umgesetzt wird.

Eine reine Fondslösung kann auch für große Vermögen die optimale Lösung sein – wenn der Berater, etwa ein Family Office, bei der Auswahl einen stringenten und systematischen Selektionsprozess einsetzt und eine detaillierte Due Diligence des Fondsmanagers und seines Teams vornimmt. Dazu gehört es auch, das Risikomanagementsystem auf Herz und Nieren zu prüfen und die handelnden Personen zu interviewen und vor Ort zu besuchen.

Auswahlkriterium 2: Anlageuniversum

Wie hoch soll die Aktienquote sein? Welcher Teil des Vermögens wird in Alternativen Investments angelegt? Und sind gerade kurz- oder langlaufende Anleihen attraktiver? Die Asset Allokation beschäftigt sich mit der Aufteilung des Vermögens auf die verschiedene Anlageklassen wie Anleihen, Aktien, Immobilien oder Rohstoffe – je nach persönlichen Zielen und Risikoneigung des Kunden.

Hier liegen die Vorteile der individuellen Vermögensverwaltung auf der Hand – sei es über Aktien oder Fonds: Der Kunde kann mit seinem Berater die optimale Lösung vereinbaren und diese bei Bedarf immer wieder anpassen. Beim Kauf eines Fonds sollte der Vermögensinhaber darauf achten, dass die Freiheiten des Managers nicht zu groß sind: Darf dieser seine Aktienquote zwischen 0 und 100 Prozent variieren, kann die Aufteilung an den Kundenwünschen vorbeigehen.

Zudem werden die Themen Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung immer wichtiger. Doch was bedeutet das für den Kunden? Dass die Aktien von Waffenherstellern nicht gekauft werden, ist schnell beschlossen. Danach wird es schwieriger: Kommt die Aktie eines Produzenten von genmanipuliertem Saatgut ins Depot? Sind Tabakkonzerne tabu? Oder Spirituosenproduzenten? Hier sind die Präferenzen der Kunden sehr unterschiedlich.

Bei Fonds existiert in diesem Bereich ein großes Angebot: Im Bereich Nachhaltigkeit gibt es bereits mehrere Hundert Investmentfonds. Noch genauere Vorgaben sind in der individuellen Vermögensverwaltung möglich: Hier kann der Kunde nach Belieben gezielt Branchen auswählen, zum Teil sogar einzelne Aktien ausschließen.

Auswahlkriterium 3: Einflussnahme

Bei der Einflussnahme verhält es sich ähnlich wie beim Anlageuniversum: Je individueller die Lösung ausfällt, desto einfacher ist es für den Kunden etwas anzupassen, wenn sich die Anlagestrategie verändern soll. Beispielsweise, weil die Ausrichtung auf soziale Verantwortung höher gewichtet werden oder Länder ausgeschlossen werden sollen.

Kurz gesagt: Bei einer individuellen Vermögensverwaltung kann der Kunde regelmäßig mit dem Verwalter und dem Portfoliomanager sprechen.

Auswahlkriterium 4: Transparenz bei Performance und Risiko

Welcher Fonds ist kaufenswert? Eine quantitative Analyse fällt bei Fonds deutlich leichter, da Anleger auf historische Zeitreihen und Informationen zugreifen können, die zum Teil sogar im Internet frei verfügbar sind. Allerdings sind Performance und Risiko nicht die einzigen Merkmale, um einschätzen zu können, wie gut ein Fonds ist. Entscheidend ist auch, zu analysieren, warum ein Fondsmanager in der Vergangenheit gute Ergebnisse erzielt hat – und ob er in der Lage ist, diese Leistung zu wiederholen.

Die Beurteilung von individuellen Managern stellt für vermögende Kunden eine größere Herausforderung dar: Öffentliche Daten, mit deren Hilfe die Qualität von Vermögensverwaltern beurteilt werden können, stehen Investoren in aller Regel nicht zur Verfügung. Zum Teil präsentieren die individuellen Manager dafür Mustermandate, die lediglich auf hypothetischen Daten und Rückrechnungen beruhen.

In beiden Bereichen kann ein Partner wie etwa ein Multi Family Office deutlich mehr Einblick gewähren. Schließlich bucht es im Rahmen des Reportings und Controllings sämtliche Transaktionen einer größeren Anzahl von Vermögensverwaltern inklusive aller Kosten auf täglicher Basis und kann dadurch die Ergebnisse anhand von real bestehenden Verwaltungsmandaten bewerten.

Auswahlkriterium 5: Aufwand

Ein Investmentfonds ist deutlich weniger aufwändig bei der Investition. Das Wertpapier wird in ein bestehendes Depot gekauft und später wieder verkauft. Auch für den Steuerberater ist diese Form der Handelbarkeit deutlich einfacher.

Bei der individuellen Vermögensverwaltung stellt sich die Frage, ob es bei dem Verwalter eine Bank im Hintergrund gibt. Dann hat der Kunde Verwalter und Bank aus einer Hand und muss „lediglich“ die Konto- und sonstigen Eröffnungsunterlagen ausfüllen. Ist keine Bank vorhanden, muss der Vermögensinhaber zusätzlich noch eine Depotbank aussuchen, die für den Kunden die Wertpapiere verwahrt und die Transaktionen durchführt.

Auswahlkriterium 6: Kosten

Die Gebührenfrage zählt zu denen, die am schwersten zu beantworten ist. Während die Kosten eines Fonds neben dem Investitionsvolumen – hier gibt es Tranchen mit unterschiedlichen Gebührensätzen je nach Mindestvolumen – von der Auswahl der Produkte abhängt, gibt es bei der individuellen Vermögensverwaltung keine festen Gebührentabellen: Die Kosten für den Kunden hängen in erster Linie von der Komplexität des Portfolios und der Höhe des zu investierenden Betrags ab.

Bis vor einigen Jahren waren individuelle Vermögensverwaltungen oftmals kostenintensiver. Dies hat sich in den letzten Jahren jedoch gewandelt: Ein Family Office kann aufgrund der Anzahl der verwalteten Mandate bei einem Manager zum Teil deutliche Kostenvorteile generieren.

Fazit

Ob eine individuelle Vermögensverwaltung via Einzeltitel oder Fonds oder eine Standardlösung das Richtige ist, hängt von den Präferenzen des Mandanten ab. Für den Vermögensinhaber ist es daher wichtig, einen Berater zu haben, der einen guten Einblick in beide Welten hat und diese für seinen Kunden transparent aufschlüsseln kann. Nur so lassen sich bei der Auswahl Fehler vermeiden. Einen einzelnen Fonds oder Vermögensverwalter auszuwählen und darauf zu vertrauen, dass dieser in allen Bereichen gleichermaßen gut aufgestellt ist, erscheint uns in den meisten Fällen als zu kurz gesprungen.

Zu den Autorinnen

Alexandra Kämper ist seit 2016 an unserem Standort in Düsseldorf als Executive Partner verantwortlich für die Beratung und Betreuung von komplexen Familienvermögen. Ein Schwerpunkt ihre Tätigkeit ist die generationsübergreifende Strukturierung und Steuerung dieser Vermögen. Alexandra Kämper verfügt über 20 Jahre Erfahrung in der Beratung von komplexen Privat- und Firmenvermögen.

Kerstin Rasch beschäftigt sich seit 2016 in unserer Niederlassung in Düsseldorf als Partner mit der Beratung und Betreuung von Family Office-Mandanten. Zu den Schwerpunkten ihrer Tätigkeit zählen die generationsübergreifende Steuerung und Strukturierung dieser Vermögen. Kerstin Rasch verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Beratung von vermögenden und hochvermögenden Kunden.

Zu HQ Trust:

HQ Trust ist das Multi Family Office der Familie Harald Quandt. Wir kümmern uns um das Vermögen von Privatpersonen, Familien, kirchlichen Einrichtungen und Stiftungen sowie institutionellen Anlegern, wie Pensionskassen und Versorgungswerke. Unser Team bietet Dienstleistungen in den Bereichen Family Office, Fiduciary Management, Private Vermögensverwaltung sowie Alternative Investments.

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Alexandra Kämper
Executive Partner | Kundenberaterin
HQ Trust
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Kerstin Rasch
Executive Partner | Kundenberatung
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Kerstin Rasch beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren und seit 2016 in unserer Niederlassung in Düsseldorf mit der Beratung und Betreuung von Family Office-Mandanten. Zu den Schwerpunkten ihrer Tätigkeit als Executive Partner zählen die generationsübergreifende Steuerung und Strukturierung dieser Vermögen. Die zertifizierte ESG-Beraterin verfügt über eine langjährige Erfahrung in der Beratung von vermögenden und hochvermögenden Kunden.
Inhaltsverzeichnis
  1. Auswahlkriterium 1: Größe des Vermögens
  2. Auswahlkriterium 2: Anlageuniversum
  3. Auswahlkriterium 3: Einflussnahme
  4. Auswahlkriterium 4: Transparenz bei Performance und Risiko
  5. Auswahlkriterium 5: Aufwand
  6. Auswahlkriterium 6: Kosten
  7. Fazit