Eine der bekanntesten Börsenweisheiten sagt, dass Anleger bei donnernden Kanonen Aktien kaufen sollen. Eine andere sagt allerdings, dass Investoren fallende Messer meiden sollen. Das Coronavirus sorgt für eine Situation, in der beides der Fall ist: donnernde Kanonen und fallende Messer. Sollen Anleger in solchen Fällen mit Blick auf die Historie einsteigen oder nicht?

Sven Lehmann von HQ Trust hat nachgerechnet. Der Fondsmanager hat sich beim DAX Volatilität und Momentum seit dem Jahr 1970 angeschaut – und diese Werte jeweils in fünf gleich große Quintile eingeteilt. Seine Berechnungen hat er für die vergangenen 20 Handelstage (ein Börsenmonat) sowie 260 Handelstage (ein Börsenjahr) durchgeführt.

Das Coronavirus sorgt für „donnernde Kanonen“ und „fallende Messer“. Sollen Anleger mit Blick auf die Historie nun einsteigen oder nicht?

Erkenntnisse auf kurzfristige Sicht (nächste 20 Handelstage):

  • „Bei donnernden Kanonen – also einer hohen Volatilität – lohnt es sich grundsätzlich zu investieren. Im Mittel konnten Anleger auf Sicht der kommenden 20 Handelstage einen Mehrertrag von 24 Basispunkten erzielen.“
  • „Ins fallende Messer zu greifen, war beim DAX dagegen wenig ratsam: Dies führte kurzfristig zu einer Underperformance.“
  • „Wenn das Risiko hoch und das Momentum schlecht ist, sollten Anleger besser abwarten. Im Schnitt lag die Minderrendite auf kurze Sicht bei 26 Basispunkten.“
  • „Das beste Ergebnis liefert die Kombination aus höchstem Momentum und niedrigsten Risiko. Dies trat aber nur in 2,2 Prozent aller Beobachtungszeitpunkte auf. Dafür war der Mehrertrag beachtlich: 115 Basispunkte.“

Erkenntnisse auf langfristige Sicht (nächste 260 Handelstage):

  • „Auf längere Sicht war das fallende Messer mit stark fallendem Momentum für Anleger kein guter Einstiegszeitpunkt: Der Minderertrag lag im Schnitt bei 224 Basispunkten.“
  • „Deutlich besser sah es in der Historie aus, wenn die Volatilität niedrig und das Momentum positiv war: In diesen Fällen konnten Anleger im Schnitt eine Überrendite von mehr als 300 Basispunkten erzielen.“
  • „In der aktuellen Situation mit sehr hohem Risiko liefert das fallende Messer auf Jahressicht im Schnitt einen kleinen Mehrertrag von 32 Basispunkten.“
  • „Auffällig ist, dass die ruhigeren Zeiten (Quintile 1 - 3 vom Risiko) im Mittel einen Mehrertrag liefern. Ist aber das Momentum schlecht, sind die Erträge unterdurchschnittlich.“

Die Übersicht unserer Chart of The Week-Veröffentlichungen finden Sie hier.

Bitte beachten Sie:
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Sven Lehmann
Executive Partner | Kapitalmarktanalyst
HQ Trust
Sven Lehmann ist seit 2011 im Portfoliomanagement bei HQ Trust tätig und dort als Kapitalmarktanalyst unter anderem für die Erstellung, Pflege und Analyse von Modellen für Volkswirtschaft und Kapitalmärkte verantwortlich. Der Diplom-Wirtschaftsmathematiker verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung in der Finanz- und Versicherungswirtschaft.