Megatrend auswählen, von der guten Rendite profitieren: So stellen sich viele Anleger ein Investment in thematische Fonds oder ETFs vor. Doch ganz so einfach ist es nicht. Jan Tachtler, Fondsmanager des HQT Megatrends, erklärt die Fallstricke und sagt, worauf Anleger bei der Auswahl achten sollten.

Heute drehen wir den Spieß mal um und ich stelle die erste Frage. Okay?

(lacht) Alles klar. Legen Sie los, Herr Tachtler.

Was denken Sie, war im Jahr 2023 mit Blick auf die Rendite der erfolgreichste Megatrend?

Wenn ich an die Performance denke, die Investoren in den vergangenen Monaten mit den „Magnificent 7“ erzielen konnten, waren es vermutlich die Aktien, die mit Big Data und Künstlicher Intelligenz zu tun haben.

Das ist richtig. Und wie liefen diese Aktien im Jahr davor?

2022? Das war ja allgemein ein wenig erfreuliches Aktienjahr, allerdings wurde in dem Jahr ChatGPT freigeschaltet. Also ähnlich gut?

Leider nicht. Da lag das Segment „Big Data und AI“ bei den Themenfonds auf dem letzten Platz. Für den Bereich Clean Energy lief es übrigens genau entgegengesetzt. Der Sektor schnitt im Jahr 2022 am besten ab, ist dafür im laufenden Jahr aber Letzter.

Es ist also gar nicht so einfach, den besten Megatrend zu finden?

Ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen: Den besten Megatrend gibt es nicht. Bevor sich Anleger für ein thematisches Investment entscheiden, sollten sie sich daher mit den drei Fallstricken beschäftigen. Die lassen sich gut einprägen, weil sie alle mit einem D beginnen: Definition, Dimension und Diversifikation.

(lacht) Dann erklären Sie die „3 Ds“ doch bitte einmal.

Sehr gerne. Ich fange mit dem D an, mit dem sich die meisten Investoren sicherlich noch beschäftigen. Bei der Definition geht es darum, herauszufinden, was die Trends sind, die in den kommenden Jahren und Jahrzehnten Wirtschaft und Gesellschaft bewegen werden. Wasser? Robotics? Clean Energy? Dazu ist es elementar, sich ein wenig mit der Zukunftsforschung auseinanderzusetzen – mit Megatrends, aber auch den dazugehörigen Subtrends.

Und wenn ich das getan habe, kommt der nächste Fallstrick, die Dimension?

Genau. Hier geht es darum, was ein thematisches Investment ist – und was ich davon erwarten kann. Dazu ein Beispiel aus dem Bereich Cybersecurity: Kennen Sie einen Anbieter solcher Lösungen?

Palo Alto Networks?

Das ist ein sehr gutes Beispiel. Palo Alto Networks ist einer der führenden Anbieter und macht 2023 etwa 7 Milliarden Dollar Umsatz mit Lösungen im Bereich Cybersecurity. Es gibt aber Unternehmen, die hier deutlich mehr Umsatz machen. Bei Microsoft etwa sind es in diesem Segment rund 20 Milliarden Dollar. Allerdings sind das gerade einmal 10 % des Umsatzes. Palo Alto macht nichts anderes. Welche Aktie kaufen Sie?

Ich sehe das Problem …

Ein Problem ist es gar nicht. Aber Anleger sollten sich dessen bewusst sein und sich mit der Zusammensetzung eines Fonds oder ETFs beschäftigen, bevor sie in diesen investieren. Auch – und damit komme ich zum dritten D – um breit zu diversifizieren und sich keine Klumpenrisiken einzufangen.

Weil Microsoft in ganz vielen thematischen Investments enthalten ist?

So ist es. Wir bei HQ Trust haben uns vor einiger Zeit die 10 Top-Aktien von mehr als 250 thematischen Produkten angeschaut. Das Ergebnis war, dass sich die Microsoft-Aktie als große Position in Produkten mit 7 Schwerpunkten fand: Global Brands, Clean Energy, Big Data & AI, Future Mobility, Cybersecurity, Robotics und Wasser.

Auf Clean Energy und Wasser wäre ich nicht gekommen. Worauf sollten Anleger bei der Auswahl eines thematischen Investments noch achten?

Dass auch innerhalb eines Themenfonds Diversifikation wichtig ist: Es macht einen großen Unterschied, ob die größten Positionen 10 % oder 35 % ausmachen – und ob im Produkt 100 oder gerade einmal 30 Aktien enthalten sind. Es lohnt sich zudem, auf die Aufnahmekriterien des jeweiligen Themenfonds für seine Aktien zu achten. Bestimmte Gewinn- oder Umsatzschwellen sind beispielsweise ein sehr sinnvolles Qualitätskriterium.

Auch hier gilt also, dass Investoren vor der Auswahl eines Produkts genau hinschauen sollten?

Das ist richtig. Zudem kann die Performance nicht nur zwischen den einzelnen Investmentthemen stark variieren. Auch innerhalb eines Themas zeigen die untersuchten Fonds sehr große Renditedifferenzen. In den vergangenen 12 Monaten lagen im Bereich Future Mobility zwischen dem besten und dem schlechtesten Fonds oder ETF unglaubliche 68 Prozentpunkte.

Wenn die Vergangenheit zeigt, dass sich schwer prognostizieren lässt, welches das beste Investmentthema sein wird, sollten Anleger lieber breit streuen?

Auf jeden Fall ist eine Analyse der Produkte vor dem Hintergrund des bestehenden Portfolios unerlässlich. Aber zurück zu Ihrer Frage: Ein Multithemenfonds kann durchaus eine interessante Alternative sein.

Das könnte Sie auch interessieren:

Bitte beachten Sie:
Die Vermögensanlage an den Kapitalmärkten ist mit Risiken verbunden und kann im Extremfall zum Verlust des gesamten eingesetzten Kapitals führen. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Indikator für die Wertentwicklung in der Zukunft. Auch Prognosen haben keine verlässliche Aussagekraft für künftige Wertentwicklungen. Die Darstellung ist keine Anlage-, Rechts- und/oder Steuerberatung. Alle Inhalte auf unserer Webseite dienen lediglich der Information.

tachtler_jan_600_600
Jan Tachtler
Kapitalmarktanalyst | Partner
HQ Trust
Jan Tachtler, CIPM, arbeitet seit 2015 bei HQ Trust im Portfoliomanagement. Zu seinen Tätigkeiten als Kapitalmarktanalyst gehören die Durchführung quantitativer und qualitativer Fondsanalysen und die Fondsauswahl. Jan Tachtler ist Co-Portfoliomanager des HQT Megatrends und hält ein Certificate in Investment Performance Measurement.