Mit dem Generationenkapital wird die erste Säule der umlagefinanzierten Rentenversicherung durch eine Kapitaldeckung ergänzt. Der Gedanke dahinter ist richtig, aber etwa mit Blick auf die niedrige Aktienquote noch nicht ganz zu Ende gedacht, sagt Dr. Michael Heise.

Das neue Generationenkapital ist ein wichtiger Schritt in einem Altersvorsorgesystem, das weit weniger auf Kapitalmarktteilhabe setzt als das in den meisten anderen entwickelten Volkswirtschaften der Fall ist: Neben den Beitragseinnahmen und einem Bundeszuschuss werden zukünftig auch in Deutschland die Erträge aus den Kapitalmarktanlagen einer öffentlichen Stiftung zur Finanzierung der Rentenausgaben beitragen.

Das Generationenkapital, das sich über die Zeit durch staatliche Darlehen und Vermögensübertragung anwachsen wird, soll nach derzeitigen Vorstellungen ab 2036 pro Jahr durchschnittlich 10 Milliarden Euro an Kapitalerträgen beitragen. Im Verhältnis zu den gesamten Rentenausgaben ist das ein überschaubarer Betrag. Dennoch ist das Generationenkapital zu begrüßen, denn es ist ein Weg, auch diejenigen Rentner an den Erträgen der globalen Kapitalmärkte zu beteiligen, die überwiegend auf die gesetzliche Rente angewiesen sind und über keine eigenen Aktienanlagen verfügen.

Wie das Generationenkapital strukturiert werden sollte

Anfänglich werden die Aufgaben rund um die Anlage und den Aufbau des Kapitalstocks wohl an den Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung (Kenfo) übertragen werden. Dessen Anlagestrategie hat zum Ziel, jeweils 35 % der Mittel in liquide Aktien und Anleihen, sowie 30 % in illiquide Anlageformen zu investieren.

Für das Konzept des Generationenkapitals, das nach Bedienung der Zinsaufwendungen des Bundes eine hohe Zielrendite von etwa 5 % erwirtschaften müsste, dürfte eine höhere Aktienquote notwendig sein. Beispielsweise zielt der norwegische Pensionsfonds auf eine Aktienquote von 70 % des Gesamtvermögens. Das könnte auch für das Generationenkapital ein Ausgangspunkt der Überlegungen sein.

Um die Risiken zu minimieren, ist vorgesehen, die Anlagen weltweit breit zu diversifizieren. Die langfristigen Renditen sollten dann deutlich über den Zinskosten des Staates liegen. Beispielrechnungen des deutschen Aktieninstituts zeigen, dass eine gleichbleibende monatliche Geldanlage an den Weltaktienmärkten (MSCI World) seit dem Jahr 1980 oder 1990 eine durchschnittliche Rendite von rund 8,5 % (vor Kosten) gebracht hätte und vom Jahr 2000 an gerechnet sogar 9,5 % erzielt worden sind.

Wie sich die Risiken reduzieren lassen

Investitionen in internationale Staatsanleihen oder Unternehmensanleihen können als Sicherheitspuffer oder Liquiditätspolster fungieren, um die Volatilität der Aktienmärkte abzufedern oder nutzen zu können. Festverzinsliche Wertpapiere werden je nach Risikogehalt eine höhere Rendite aufweisen als sichere deutsche Staatsanleihen, die zur Finanzierung des Fonds dienen, aber die Aufschläge sind begrenzt und bieten nicht die Ertragspotentiale, die für die angepeilten Ausschüttungen erforderlich wären.

Zur Risikobegrenzung sollten Abweichungsmargen von geeigneten internationalen Marktindizes im Vorhinein definiert werden. Es bleibt dann möglich, beispielsweise auf Regionen zu setzen, deren langfristigen Ertragschancen als besonders hoch erachtet werden, aber dabei werden die Risiken klar begrenzt. Globale Investments können in kosteneffizienter Form und mit Nachhaltigkeitskriterien durch passive Instrumente wie ETF-Produkte dargestellt werden. Darüber hinaus werden jedoch auch aktiv verwaltete Mandate in Marktsegmenten sinnvoll sein, wo hohe Ertragschancen, aber auch Risken gegeben sind.

Fazit

Das Konzept des Generationenkapitals wird die Erwartungen nur erfüllen können, wenn die Kapitalanlage nach professionellen Kriterien und unabhängig von speziellen politischen Zielsetzungen im Inland erfolgt. Politische Forderungen, etwa die deutsche Wirtschaft zu begünstigen, oder mit den Mitteln die Energiewende oder anderes zu finanzieren, würden die Grundsätze des Risikomanagements durchkreuzen. Damit würde die Gefahr einhergehen, dass der steigenden Staatsverschuldung keine entsprechend werthaltigen Vermögenswerte gegenüberstehen und das Konzept scheitert.

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Bitte beachten Sie:
Die Vermögensanlage an den Kapitalmärkten ist mit Risiken verbunden und kann im Extremfall zum Verlust des gesamten eingesetzten Kapitals führen. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Indikator für die Wertentwicklung in der Zukunft. Auch Prognosen haben keine verlässliche Aussagekraft für künftige Wertentwicklungen. Die Darstellung ist keine Anlage-, Rechts- und/oder Steuerberatung. Alle Inhalte auf unserer Webseite dienen lediglich der Information.

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Dr. Michael Heise
Chefökonom
HQ Trust
Dr. Michael Heise ist Chefökonom von HQ Trust. Er zählt zu den bekanntesten Volkswirten des deutschsprachigen Raumes. Vor seinem Start bei HQ Trust war er Leiter des Group Centers Economic Research der Allianz SE sowie Generalsekretär des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Dr. Michael Heise lehrt als Honorarprofessor an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Er ist Mitglied in diversen hochrangigen Ausschüssen und des Planungsstabes des House of Finance.
Inhaltsverzeichnis
  1. Wie das Generationenkapital strukturiert werden sollte
  2. Wie sich die Risiken reduzieren lassen
  3. Fazit