Die Zinswende hat den Anleihenmarkt zurück ins Rampenlicht gerückt: Nach Jahren magerer Renditen locken endlich wieder höhere Erträge. Doch nicht alle Segmente sind aus Investorensicht attraktiv. Fondselektor Jan Tachtler hat untersucht, wo sich der Einstieg noch lohnen könnte – und sagt, worauf Anleger außer der Verzinsung achten sollten.
Viele Anleihesegmente bieten aus historischer Sicht hohe Zinsen. Der relative Vergleich zeigt allerdings, dass die Bonds zum Teil wenig attraktiv sind.
In seiner Untersuchung setzt der Portfoliomanager von HQ Trust die aktuelle Verzinsung verschiedener Anleiheindizes in den historischen Kontext der letzten 20 Jahre und analysiert, in welchen Segmenten derzeit überdurchschnittliche Verzinsungen zu finden sind. Der untersuchte Zeitraum von November 2004 bis November 2024 umfasst unter anderem die Finanzkrise, den Corona-Schock sowie die jahrelange Niedrigzinsphase.
- „In sechs von neun untersuchten Marktsegmenten erhalten Anleger derzeit eine überdurchschnittliche Verzinsung.“
- „Insbesondere bei US-Staatsanleihen sowie den Schwellenländeranleihen in Hartwährung sind die Zinsen im historischen Vergleich besonders hoch.“
- „In diesen beiden Segmenten liegt die Verzinsung oberhalb des 80-Prozent-Perzentils: In den vergangenen 20 Jahren war die Rendite also lediglich in 20 Prozent der Fälle höher.“
- „In drei Segmenten liegt die Verzinsung auf Indexniveau derzeit leicht unterhalb des langjährigen Durchschnitts: US-Hochzinsanleihen, Euro-Hochzinsanleihen und bei Schwellenländeranleihen in Lokalwährung.“
Um einzuschätzen zu können, wie attraktiv ein Anleihesegment ist, sollten Investoren allerdings auf weitere Kenngrößen achten. Wie es zwischen den Segmenten aussieht, misst Jan Tachtler anhand der Renditeabstände.
- „Trotz einer aus historischer Sicht sehr hohen Verzinsung sind US-Unternehmensanleihen mit hoher Bonität derzeit unattraktiv: Im Vergleich zu US-Staatsanleihen liegt der Renditeabstand auf dem Null-Prozent-Perzentil.“
- „Bei US-Hochzinsanleihen sieht es mit 1,25 Prozent kaum besser aus. An den Renditeabständen gemessen sind beide Anlageklassen historisch unattraktiv.“
- „Im Vergleich zu Euro-Staatsanleihen sehen in Euro notierte Unternehmensanleihen dagegen etwas attraktiver aus als ihre Pendants aus dem Rest der Welt.“
- „Schwellenländeranleihen in Hartwährung wirken auf Basis der Renditeabstände zu US-Staatsanleihen noch recht attraktiv.“
- „Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern bieten hingegen nur noch wenig Potential.“
Beim Vergleich einzelner Anleihesegmente sollten Investoren zudem außer der Verzinsung auch auf das Währungsrisiko im Auge behalten:
- „Ohne Währungsabsicherung erreichen Bonds zum Teil Volatilitäten, die an Aktien erinnern.“
- „Wer ruhig schlafen möchte, sollte die Anleihen daher absichern, was die Rendite erheblich schmälern kann: bei einer Dollar-Euro-Absicherung beispielsweise um 1,65 Prozentpunkte.“
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Quelle: Bloomberg, HQ Trust Research.