Eine Aktie aus der Schweiz, eine japanische Anleihe, Gold in Dollar – wenn Anleger ihr Vermögen in ausländische Anlagen investieren, ist deren Wert auch den Schwankungen der Wechselkurse ausgesetzt. Ob es für Anleger sinnvoll sein kann, die damit verbundenen Risiken abzusichern, haben Shijiao You, Sebastian Dörr und Pascal Kielkopf untersucht.

Wenn es die berühmte Glaskugel gäbe und Investoren wüssten, welche Anlageklasse sich am besten entwickelt, wäre eine breite Streuung verzichtbar. Sie könnten einfach die Top-Aktie oder -Anleihe kaufen und ihr beim Steigen zusehen. Die Realität sieht bekanntlich anders aus. Es ist keinesfalls gewiss, welche Anlage sich in den kommenden Wochen oder Monaten am besten entwickelt: Aktien oder Anleihen? Große oder kleine Unternehmen? Dax oder S&P? Oder am Ende sogar Gold?

Die beste Art, dieser Unsicherheit zu begegnen, ist eine breite Diversifikation: Investoren setzen also nicht nur auf ein Unternehmen, eine Branche oder eine Anlageklasse, sondern legen ihr Kapital gestreut an: in Aktien aus verschiedenen Ländern und Branchen, in verschiedene Anleihen und Edelmetalle. Hinzu können noch die sogenannten Alternativen Investments kommen, also Anlageklassen wie beispielsweise Private Equity, Immobilien oder Infrastruktur.

Mit einer zweifellos sinnvollen Streuung kommt allerdings eine neue Frage auf: Sollen die Währungsrisiken abgesichert werden? Denn wenn Anleger ihr Vermögen in ausländische Anlagen wie etwa Schweizer Aktien, US-Anleihen oder in Gold, das in US-Dollar notiert, investieren, ist deren Wert auch den Schwankungen der Wechselkurse ausgesetzt. Die Kapitalmarktanalysten Shijiao You, Sebastian Dörr und Pascal Kielkopf haben untersucht, ob es für Anleger sinnvoll sein kann, diese Risiken abzusichern. Dabei beschränken sie sich in diesem Artikel auf die sogenannten liquiden Anlageklassen Aktien, Anleihen und das Edelmetall Gold.

Ist es sinnvoll globale Aktieninvestments gegen Währungsschwankungen abzusichern?

Pascal Kielkopf hat untersucht, ob es aus Sicht eines Euro-Anlegers in den vergangenen knapp 25 Jahren besser gewesen wäre, globale Aktienanlagen gegen Währungsschwankungen abzusichern – der Fachmann spricht hier von Hedging – oder die Währungsrisiken ungesichert zu lassen. Dazu verglich er für den Zeitraum von 1999 bis heute die Schwankungen und Renditen des Aktienindex MSCI World mit seiner abgesicherten Variante, dem MSCI World Euro Hedged.

Das Ergebnis: Langfristig hätte sich die Absicherung des Währungsrisikos nicht gelohnt. Beim Schwankungsrisiko lagen die beiden Varianten in etwa gleichauf: Während der MSCI World eine durchschnittliche Volatilität von 14,4 Prozent aufwies, betrug diese bei der währungsgesicherten Variante über den langen Zeitraum 14,5 Prozent pro Jahr.
Auch mit Blick auf die Rendite hätte das Hedging keine Vorteile gebracht: Seit Anfang 1999 legte der MSCI World Preisindex im Schnitt um 3,8 Prozent pro Jahr zu. Die abgesicherte Variante des MSCI World schaffte im gleichen Zeitraum dagegen nur ein Plus von 2,9 Prozent pro Jahr.

Das heißt aber nicht, dass eine Absicherung nie sinnvoll war: Über kürzere Zeiträume hätte sich die Währungsabsicherung immer wieder gelohnt, etwa als die Tech-Blase Anfang der 2000er-Jahre platzte oder während der Finanzkrise in den Jahren 2007 und 2008. Längerfristig gleichen sich die Währungsbewegungen aber in der Regel aus, so dass die Performance nach Abzug der Kosten schlechter ausfällt.

Können Anleiheinvestoren ohne Währungsabsicherung ruhig schlafen?

Anleihen sollen bekanntermaßen als sicherer Hafen im Depot dienen und dabei helfen, das Risiko im Portfolio zu reduzieren. Dass sie dieser Funktion jedoch nicht immer gerecht werden, mussten Anleger insbesondere im historisch schlechten Anlagejahr 2022 erfahren. Dass solche Schwankungen bei globalen Anleiheinvestments ohne Währungsabsicherung nicht ungewöhnlich sind, zeigt die Untersuchung von Sebastian Dörr.

Der Kapitalmarktanalyst hat die Rendite und die Volatilität des weltweiten Rentenindex Bloomberg Global Aggregate berechnet und mit den Werten der währungsgesicherten Variante verglichen: Hätten Anleiheinvestoren im Zeitraum seit dem Jahr 1999 auch ohne Währungsabsicherung ruhig schlafen können?

Das Ergebnis fällt bei dieser Analyse anders aus als bei den Aktien: Vor allem bei den Schwankungen, die Sebastian Dörr über die sogenannte rollierende 12-Monats-Volatilität berechnete, waren die Unterschiede enorm. Ohne Währungsabsicherung erreichten die festverzinslichen Wertpapiere teilweise Volatilitäten, die an Aktien erinnern. In der Spitze lag die „Vola“ bei mehr als 11 %. Mit Währungsabsicherung bewegte sich diese Risikokennziffer dagegen meist nur zwischen 2 und 4 %.

Dieses deutlich ruhigere Schlafen hätten sich Investoren mit einem minimalen Performance-Nachteil über den Komplettzeitraum erkauft: Bei der abgesicherten Variante hätte die Rendite seit 1999 bei 2,99 % p.a. gelegen, ohne Absicherung wären es 3,07 % pro Jahr gewesen – wobei Anleger in beiden Fällen ihr Kapital trotz des schlechten Bondjahrs 2022 mehr als verdoppelt hätten.

Lohnen sich Währungsabsicherungen bei Goldanlagen?

Der US-Dollar stellt die primäre Währung für den Rohstoffhandel dar, entsprechend wird auch der Goldpreis primär in dieser Währung gepreist. Die Veränderungen des Goldpreises und des Dollars sind durch eine Vielzahl von Faktoren bedingt, zu denen beispielweise die Zinsen oder die Angst vor Geldentwertung zählen. Ein wichtiger Aspekt ist aber auch die Wechselwirkung zwischen der Goldnachfrage und den Währungsbewertungen.

Shijiao You untersuchte, wie sich der Goldpreis und das Währungspaar Euro/Dollar in der Vergangenheit entwickelten und berechnete die rollierenden 52-Wochen-Korrelationen von Januar 1999 bis Ende Juni 2023. Das Ergebnis dürfte viele Anleger überraschen: In den vergangenen rund 25 Jahren war stets eine negative Korrelation zwischen US-Dollar und Goldpreis in US-Dollar zu beobachten. Das bedeutet, dass der Goldpreis tendenziell fiel, wenn der Dollar stärker wurde – und umgekehrt.

Was bedeutet das mit Blick auf mögliche Währungsabsicherungen bei Gold-Investments und wie können Anleger von dieser negativen Korrelation profitieren? Da ein schwacher Goldpreis tendenziell mit einem stärkeren Dollar gegenüber dem Euro einhergeht, gleichen die Währungsgewinne einen Teil der Goldpreisverluste aus. In Zeiten eines steigenden Goldpreises wirkt der dann tendenziell stärkere Euro zwar bremsend, langfristig gleichen sich die Währungseffekte jedoch häufig aus.

Unter dem Strich sorgt die negative Korrelation zudem dafür, dass die Volatilität des Goldpreises für Euro-Anleger geringer ausfällt, während langfristig keine großen Renditeunterschiede zu erwarten sind. Ein Investment in Gold hätte Euro-Anlegern seit 1999 eine durchschnittliche jährliche Rendite von 8,4 % eingebracht. In US-Dollar wären es 8,0 % p.a. gewesen. Daraus lässt sich auch ableiten, dass sich Währungsabsicherungen bei Goldanlagen nicht lohnen

Zusammenfassung und Fazit

In einer sich ständig wandelnden Finanzwelt mit vielen externen Einflussfaktoren bleibt eine breite Streuung von Kapitalanlagen die beste Strategie zur Risikoreduzierung. Da Investoren nicht verlässlich vorhersagen können, welche Anlageklasse in der Zukunft am besten abschneiden wird, verspricht eine Diversifikation über viele verschiedene Anlageklassen den besten Erfolg.

Die Frage der Absicherung von Währungsrisiken hängt vor allem von der Volatilität der jeweiligen Anlageklasse ab. Die Untersuchungen verdeutlichen, dass bei Investments in globale Aktien oder Gold das Schwankungsrisiko durch die Fremdwährungen kaum verändert wird. Die Analyse hat jedoch gezeigt, dass globale Anleihen ihrer Funktion als Stabilitätsanker nur mit Absicherung der Währungsrisiken gerecht werden, da die Währungseffekte das Schwankungsrisiko deutlich erhöhen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Bitte beachten Sie:
Die Vermögensanlage an den Kapitalmärkten ist mit Risiken verbunden und kann im Extremfall zum Verlust des gesamten eingesetzten Kapitals führen. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Indikator für die Wertentwicklung in der Zukunft. Auch Prognosen haben keine verlässliche Aussagekraft für künftige Wertentwicklungen. Die Darstellung ist keine Anlage-, Rechts- und/oder Steuerberatung. Alle Inhalte auf unserer Webseite dienen lediglich der Information.

shijiao-you_600_600
Shijiao You
Analystin
HQ Trust
Shijiao You ist Analystin im Bereich Strategische Asset Allokation bei HQ Trust. Sie arbeitet im Bereich Kapitalmarktanalyse und Modellierung strategischer Ertragsprognosen. Shijiao You hat einen Master in Finance von der EBS Universität und einen Bachelor in Labor and Social Security von der Southwestern University of Finance and Economics in China.
sebastian_doerr_600_600
Sebastian Dörr
Kapitalmarktanalyst
HQ Trust
Sebastian Dörr ist seit 2021 bei HQ Trust im Portfoliomanagement tätig und beschäftigt sich als Kapitalmarktanalyst mit der Analyse liquider Anlageprodukte und der taktischen Portfoliosteuerung. Der Volkswirt hat in Gießen studiert und dort auch sein Masterstudium abgeschlossen. In seinen Abschlussarbeiten beschäftigte sich Sebastian Dörr mit Themen aus dem Bereich der monetären Ökonomik.
pascal_kielkopf_600_600
Pascal Kielkopf
Kapitalmarktanalyst
HQ Trust
Pascal Kielkopf ist seit 2021 bei HQ Trust im Portfoliomanagement tätig und dort als Kapitalmarktanalyst für die taktische Portfoliosteuerung und die hausinterne Analyse liquider Anlageprodukte verantwortlich. Der Betriebswirt hat sein Masterstudium an der Goethe-Universität in Frankfurt abgeschlossen und verfügt über mehrjährige Erfahrung in der quantitativen Datenanalyse.
Inhaltsverzeichnis
  1. Ist es sinnvoll globale Aktieninvestments gegen Währungsschwankungen abzusichern?
  2. Können Anleiheinvestoren ohne Währungsabsicherung ruhig schlafen?
  3. Lohnen sich Währungsabsicherungen bei Goldanlagen?
  4. Zusammenfassung und Fazit