Schaut man auf die Marktreaktionen nach dem Ausgang der US-Wahlen, dürfte es sinnvoll sein, in den kommenden Jahren auf Finanz-, Technologie- und Energiewerte zu setzen. Dabei bleibt jedoch die Frage nach deren Bewertung offen. Pascal Kielkopf beleuchtet die Bewertungsniveaus der verschiedenen Sektoren und analysiert, welche Branchen derzeit im Vergleich historisch hoch oder niedrig bewertet sind.

Der Gesamtmarkt scheint im historischen Kontext aktuell eher teuer bewertet. Das trifft jedoch nicht für alle Sektoren zu.

Der Kapitalmarktanalyst von HQ Trust berechnete das Shiller-Kurs-Gewinn-Verhältnis (Shiller-KGV) für den Aktienindex MSCI World und seine elf Sektoren. Für den Zeitraum von Januar 1995 bis Oktober 2024 ermittelte Pascal Kielkopf die Bewertungen und stellte sie in historischen Bewertungsspannen dar, wobei er zur Vermeidung von Extremwerten die obersten und untersten fünf Prozent ausblendete. Zusätzlich visualisierte er den aktuellen Wert und den historischen Median.

Das Shiller-KGV setzt den aktuellen Aktienkurs ins Verhältnis zu den durchschnittlichen, inflationsbereinigten Unternehmensgewinnen der vergangenen fünf* Jahre. Die Kennzahl bietet Anlegern durch die Glättung der zum Teil recht zyklischen Schwankungen der Gewinne eine zusätzliche Basis, um zu beurteilen, ob ein Sektor attraktiv bewertet ist.

  • „Mit einem Shiller-KGV von 24,8 liegt der MSCI World derzeit recht deutlich über dem langfristigen Durchschnitt.“
  • „Das liegt vor allem an den Aktien aus dem Technologie- und Kommunikationssektor, die relativ weit über ihrem historischen Bewertungsmedian notieren.“
  • „Was Anleger überraschen könnte: Drei der elf MSCI-Sektoren notieren derzeit signifikant unter ihrem langfristigen Median.“
  • „Relativ günstig bewertet sind derzeit die Aktien aus den Bereichen Basiskonsum, Energie und Materialien.“

Was Anleger wissen sollten:

  • „Beim Blick auf die Bewertung verschiedener Aktien sollten Investoren Äpfel mit Äpfeln vergleichen. Der Vergleich mit Titeln aus dem gleichen Sektor oder der eigenen Historie ist sinnvoll; der von Aktien aus anderen Sektoren nicht.“
  • „Eine Technologieaktie mit einem Shiller-KGV von 25 mag im Vergleich zu einer Versorgeraktie teuer erscheinen. Im Vergleich mit anderen Technologieaktien ist sie es im Zweifel nicht.“
  • „Das aktuelle Bewertungsniveau lässt keine Aussagen über kurzfristige Kurschancen zu, da Bewertungen auch über längere Zeiträume auf hohen oder niedrigen Niveaus bleiben können.“
  • „Für langfristige Zeiträume zeigte sich in der Vergangenheit jedoch häufig eine Annäherung der Bewertungen an ihren historischen Mittelwert.“
  • „Diese Annäherung muss jedoch nicht zwangsläufig über Kursbewegungen erfolgen: Unternehmen mit hohen Bewertungen können durch steigende Gewinne in die Bewertungen hineinwachsen. Bei niedrig bewerteten Unternehmen können fallende Gewinne die Bewertungen auch ohne Kursveränderungen anheben.“

*Üblicherweise werden zur Berechnung des Shiller-KGVs Zehnjahreszeiträume verwendet, wegen der relativ kurzen Datenverfügbarkeit wurden hier fünf Jahre verwendet.

Eine Übersicht unserer Chart of the Week-Veröffentlichungen finden Sie hier.

Bitte beachten Sie:
Die Vermögensanlage an den Kapitalmärkten ist mit Risiken verbunden und kann im Extremfall zum Verlust des gesamten eingesetzten Kapitals führen. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Indikator für die Wertentwicklung in der Zukunft. Auch Prognosen haben keine verlässliche Aussagekraft für künftige Wertentwicklungen. Die Darstellung ist keine Anlage-, Rechts- und/oder Steuerberatung. Alle Inhalte auf unserer Webseite dienen lediglich der Information.

*Für den Immobiliensektor wurde der World Datastream Real Estate Index verwendet. Quelle: LSEG, HQ Trust Research.

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Pascal Kielkopf
Kapitalmarktanalyst
HQ Trust
Pascal Kielkopf ist seit 2021 bei HQ Trust im Portfoliomanagement tätig und dort als Kapitalmarktanalyst für die taktische Portfoliosteuerung und die hausinterne Analyse liquider Anlageprodukte verantwortlich. Der Betriebswirt hat sein Masterstudium an der Goethe-Universität in Frankfurt abgeschlossen und verfügt über mehrjährige Erfahrung in der quantitativen Datenanalyse.